Obwohl die Hersteller immer mehr Aufgaben und Kosten auf die Händler abwälzen, treibt die Müller-Gruppe ihren Ausbau voran: Sieben Millionen investiert sie in einen neuen BMW-Betrieb.
In Trier investiert die Müller-Gruppe sieben Millionen in einen neuen BMW-Betrieb.
Die Losheimer Müller-Gruppe weitet ihr BMW-Engagement aus und investiert sieben Millionen Euro in ein neues Autohaus in Trier. Vor rund zwei Jahren hat das Familienunternehmen den Standort von der Cloppenburg-Gruppe übernommen, nun soll der Betrieb im Frühjahr 2025 in eigenen Räumen starten.
Geplant ist eine Verkaufsfläche von knapp 800 Quadratmetern plus ein Werkstattbereich mit 17 Arbeitsplätzen, davon elf Hebebühnen, in ähnlicher Größe.
Die Auflagen des Münchner Autobauers treiben die Kosten. BMW gibt nachhaltiges Bauen vor: Alles ist zertifiziert nach der Norm der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen.
„Allein die Zertifizierung kostet uns etwa 120.000 Euro“, sagt Joachim Müller, Geschäftsführer der gleichnamigen Autohausgruppe. „Zusätzliche 700.000 bis 800.000 Euro Mehrkosten kommen durch zertifizierte Materialien hinzu.“
Trotz hoher Kosten ist Müller zuversichtlich und geht davon aus, dass sich die Investitionen auch in Trier auszahlen. „Das ist ein Invest in die Zukunft. Investitionen müssen in zehn Jahren bezahlt sein, dass man weiter investieren kann“, so Müller. Das gelte auch hier. Der nächste BMW-Betrieb in Lebach wartet bereits auf seine Umrüstung auf Retail.Next.
BMW spielt für den einst größten Peugeot-Händler Deutschlands eine zunehmend wichtigere Rolle. Der Mehrmarkenhändler – neben den bereits genannten Fabrikaten verkauft Müller auch Opel, Mazda und Škoda – hat die Premiummarke erst vor 15 Jahren dazu genommen, doch mittlerweile macht sie bereits etwa die Hälfte der Erlöse aus.
Im vergangenen Jahr zählte die Müller-Gruppe mit einem Umsatz von rund 166 Millionen Euro zu den Top-100-Händlern im Ranking des Instituts für Automobilwirtschaft. Dafür verkaufte sie jeweils rund 2900 Neu- und Gebrauchtwagen.
Die vollständige Liste der 100 größten Autohandelsgruppen in Deutschland 2023 finden Sie in unserem Datencenter.
Auch in diesem Jahr ist Müller mit der Entwicklung seiner Autohausgruppe zufrieden: „In den ersten fünf Monaten liegen wir bei Neuwagen 23 Prozent über dem Vorjahr, bei Gebrauchtwagen sind es sogar 30 Prozent.“ Die Folge: Der Umsatz ist insgesamt um 20 Prozent gestiegen.
Gleichwohl zehrt die Entwicklung an der Rendite. Das Betriebsergebnis hat sich im Vergleich zum Vorjahr nahezu halbiert. Müller: „Lagen wir im vergangenen Jahr noch nahe vier Prozent, sind es jetzt noch knapp zwei Prozent.“
Die branchenweit eher schwache Nachfrage sowie die höheren Rabatte sind zwei Aspekte dafür, einen weiteren nennt Müller: „Ein entscheidender Grund für die rückläufigen Gewinne ist, dass Hersteller wie beispielsweise Stellantis immer mehr kostenintensive Aufgaben auf die Händler verlagern.“
Aus Müllers Sicht sind bei Stellantis kaum noch Mitarbeiter zu finden, die Entscheidungen treffen. Das gilt auch für andere Hersteller: „Durch die Bank haben alle Hersteller Personal abgebaut. Experten sind häufig nur noch wenige zu finden, Entscheider schon gar nicht mehr.“
Die Auswirkungen vor Ort sind immens. „Wenn wir wollen, dass unsere Kunden zufrieden sind, müssen wir die Entscheidungen selbst treffen, auf unsere eigenen Kosten“, sagt der saarländische Unternehmer. Beispiele dafür seien Garantiefälle oder nicht eingehaltene Liefertermine der Neuwagen.
Für den Händler bedeutet dies nicht nur zusätzliche Arbeit, sondern auch weitere Ausgaben wie beispielsweise für Mietwagen. Dabei wird die Kommunikation mit dem Kunden immer aufwändiger.
„Wir müssen zahlreiche Kosten tragen, die zuvor kompensiert wurden. Ich fürchte, wenn die Agentur kommt, wird dies noch schlimmer“, so Müller. Bis auf Mazda haben alle Marken, die die Müller-Gruppe führt, die Umstellung auf den Agenturvertrieb geplant.
