Vernetzte Fahrzeuge: Chance auf mehr Werkstatt-Geschäfte

Vernetzte Fahrzeuge werden immer komplexer. Zudem lässt sich über die Vernetzungsfunktionen eine stetig größere Anzahl von Diagnose- und Wartungsarbeiten ausführen, "ohne sie dafür extra in die Werkstatt holen zu müssen", sagt Florian Länge, Produktmanagement IAM Diagnose bei Bosch. Der Zulieferer bietet den Werkstätten dafür eine entsprechende Softwarelösung sowie ein mobiles Diagnosemodul an.

Der Markt für Over-the-Air-Updates wächst. Dominic Roth, Leiter Pkw Service- und Netzwerkmanagement bei ZF Aftermarket, verweist auf einen Marktforschungsbericht von P&S Intelligence, wonach im Prognosezeitraum 2021 bis 2030 wegen der steigenden Anzahl vernetzter Fahrzeuge mit einem durchschnittlichen jährlichen Zuwachs von 19,5 Prozent für solche Lösungen zu rechnen ist. Im Jahr 2020 lag der globale Markt für Over-the-Air-Updates bei rund 2,4 Milliarden Dollar.

Doch nicht alle Werkstätten sind auf Vernetzungsthemen vorbereitet. Laut Bosch-Manager Länge fällt die Ausstattung in vielen Werkstätten sehr unterschiedlich aus. "Teilweise arbeitet in Werkstätten sehr gut ausgebildetes Personal mit den neuesten Hard- und Softwarelösungen. Und dann gibt es Werkstätten, die auch heute noch über eine nur sehr langsame und instabile Internetverbindung verfügen." Dabei sei gerade eine gute Netzanbindung die Grundvoraussetzung für Service und Wartung vernetzter Fahrzeuge.

ZF-Manager Roth weist darauf hin, dass mit der Komplexität der Fahrzeuge die Erwartungen der Kunden an den Service der Werkstätten proportional ansteigt. Ein Aspekt sei etwa, dass der Service der Werkstatt rund um die Uhr verfügbar ist. "Für den Betrieb einer Werkstatt ist die Digitalisierung wiederkehrender Prozesse entscheidend", sagt Roth.

Ramdas Cherupara, Präsident Produktmanagement und Forschung & Entwicklung bei der Schaeffler-Division Vehicle Lifetime Solutions, macht auf einen weiteren Aspekt aufmerksam: Die Software müsse um Funktionen erweitert werden, um etwa das Einverständnis des Fahrzeughalters zur Nutzung seiner Konnektivitätsdaten einholen zu können.

Dazu müsse die Werkstatt dem Kunden auch erklären können, warum diese Zustimmung für ihn nützlich ist. Beispielsweise wenn die Werkstatt einen Fehlercode vom Fahrzeug empfängt und reagieren kann, bevor dieser Fehler zu einem größeren Problem wird. Hier geht es also auch um die Schulung der Mitarbeiter, damit sich die teilweise erklärungsbedürftigen Services verkaufen lassen.