Berlin. Die Dürr AG hat mit einem weltweiten Engineering- und Produktionsverbund die Basis für ein enormes Umsatz- und Gewinnwachstum gelegt. Das soll sich auch in Zukunft bei der Eroberung neuer Märkte unter anderem in Südostasien auszahlen. "Wir haben die Fähigkeit erworben, dass Großprojekte in internationaler Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Nationen und Teams abzuwickeln. Das ist der wesentliche Erfolgsfaktor", sagte Ralf Dieter, Chef des schwäbischen Lackier- und Anlagenherstellers, auf dem Automobilwoche Kongress. "Das hat uns erlaubt, den Umsatz in den letzten Jahren fast zu verdoppeln ohne die Mannschaft zu verdoppeln. Und wir können sicherstellen, dass auch die Kalkulation am Ende stimmt." Im Jahr 2005 als der Manager in den Vorstand des Unternehmens einrückte, erwirtschaftete Dürr mit knapp 6000 Mitarbeitern einen Umsatz von 1,4 Milliarden Euro. Im vergangenen Jahr beliefen sich die Erlöse auf 2,4 Milliarden - mit 7600 Beschäftigten. In dieser Zeit hat sich das Geschäft von Dürr massiv in die Schwellenländer verlagert, wo früher hauptsächlich Europa und die USA bedient wurden.
Traditionell wurden die Lackieranlagen für die Auslandswerke der europäischen Autohersteller von Deutschland aus abgewickelt. In den USA wurden die Projekte praktisch eigenständig abgewickelt. "Wir waren dezentral aufgestellt. Aus heutiger Sicht wäre das ineffizient und teuer", so Dieter. Brauchte das Unternehmen früher 24 Monate bis die Lackieranlage in Betrieb ging, sind es heute nur noch 15 Monate. Außerdem wurde jede Anlage einzeln entwickelt, es gab wenig Standards und damit auch geringe Synergieeffekte. "Heute haben wir weltweit ein einheitliches Projektmanagement. Mein Ziel war, dass man Mitarbeitern die Augen verbinden und ins Flugzeug setzen kann. Nach der Landung soll er den Computer starten und weiterarbeiten können, ohne dass er weiß, wo er überhaupt ist ", beschreibt Dieter. Um dies möglich zu machen, hat Dürr rund 20 Millionen Euro in IT investiert und verfügt nun über ein weltweites ERP-System mit identischen Stammdaten. "Wir können tagesaktuell die Projekte überwachen und haben auch im Controlling den Überblick. Auch unsere Kunden können den Fortschritt verfolgen, sogar über das Smartphone", so der Manager.Dies schlägt sich nicht nur in einer steigenden Produktivität und höheren Gewinnen nieder, damit wird das Wachstum des Unternehmens überhaupt erst möglich. Wenn Dürr früher in der Lage war, acht Großprojekte im Jahr abzuwickeln, sind es heute 20. Der Schlüssel dazu ist, dass Dürr mit Entwicklungsteams rund um die Uhr auf verschiedenen Kontinenten an Projekten arbeiten kann. Beim Bau einer Lackieranlage für einen US-Hersteller in Thailand waren sieben Landesgesellschaften und 15 Nationen bei Dürr involviert. "Ein wichtiges Thema ist dabei der Wissenstransfer, die Bereitschaft der Mitarbeiter ihr Wissen mit anderen zu teilen", so Dieter. Trotz der internationalen Zusammenarbeit kommt jedes Grunddesign aus der Zentrale in Bietigheim-Bissingen, erst dann werden die Einzelprojekte verteilt.Künftig will Dürr weiter überproportional vom Kapazitätsausbau der weltweiten Autoindustrie profitieren. Ein neuer Wachstumsschub soll aus der Region Südostasien kommen, wo das Unternehmen vor allem bei den dort stark aufgestellten japanischen Autoherstellern einen Fuß in die Tür bekommen will. Auch in Südafrika, wo Dürr als einziger Lackieranlagenhersteller vertreten ist, soll das Geschäft ausgebaut werden. "Große Potenziale sehen wir auch im Geschäft mit Umbauten und der Modernisierung von Anlagen", so Dieter. Über das gesamte Produktportfolio hinweg will Dürr den Export aus China, Mexiko und Polen vorantreiben. Der Expansionskurs hat seinen Preis: Mit 55 Millionen Euro sind die Investitionen in diesem Jahr auf Rekordniveau.Automobilwoche Kongress
Anlagenbauer Dürr setzt auf Nationen-Mix
Der Lackier- und Anlagenhersteller Dürr hat einen weltweiten Engineering- und Produktionsverbund geschaffen. Das ist laut Dürr-Chef Ralf Dieter die Erfolgsformel heute und in der Zukunft.
Lesen Sie auch: