Frankfurt/Main. Die Qualität der Diagnosegeräte, die für Werkstätten verfügbar sind, hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Das ist die Bilanz einer umfassenden Bestandsaufnahme der Elektronik-Diagnoseprozesse in der Praxis, die die Sachverständigenorganisation Dekra durchgeführt hat.
"Die Elektronik-Diagnose auf höchstem Niveau ist heute angesichts der zunehmenden Ausrüstung der Fahrzeuge mit elektronischen Systemen zum Standard im Werkstattalltag geworden", sagte Gerd Neumann, Mitglied der Geschäftsführung der Dekra Automobil GmbH auf der automechanika. Mittlerweile sei das Thema nicht mehr eine Domäne der Markenwerkstätten, sondern auch in freien Servicebetrieben ein Arbeitsschwerpunkt. "Ein wichtiger Faktor dabei sind die deutlich verbesserten Multimarken-Diagnosegeräte“, so Neumann weiter.Zum vierten Mal seit 2003 veröffentlichte die Sachverständigenorganisation ihre Analyse zum Thema Diagnose. Diesmal untersuchten die Experten nicht nur die am Markt erhältlichen Geräte, sondern nahmen auch den Gesamtprozess der Elektronik-Diagnose in der Praxis unter die Lupe. Basis waren die Abläufe in einem großen Vertrags-Autohaus, in einem Mehrmarken-Betrieb und in einer freien Werkstatt. Zudem wurden vier Multimarken-Geräte im Vergleich zu den jeweiligen Original-Diagnosegeräten der Fahrzeughersteller untersucht.Dekra: Multimarken-Diagnosegeräte holen auf
Bereits seit 2003 testet die Stuttgarter Sachverständigenorganisation Dekra alle drei Jahre die am Markt erhältlichen Diagnosegeräte. Die aktuelle Bestandsaufnahme zeigt: Hersteller-Lösungen und die getesteten Multimarken-Geräte sind mittlerweile auf Augenhöhe.
Multimarken-Geräte auf Augenhöhe mit den Herstellersystemen
Getestet hat die Dekra mit vier Automodellen: VW Passat (Erstzulassung 2011), VW Golf 5, Opel Astra H und Citroën C-Zero (Elektrofahrzeug). Selbst für neueste und seltene Fahrzeuge seien schon viele Diagnosefunktionen in den Geräten verfügbar gewesen – bei den Tests der letzten Jahre war dies laut Dekra häufig noch nicht der Fall. Insgesamt seien die Multimarken-Diagnosegeräte inzwischen "im Wesentlichen auf Augenhöhe mit den markengebundenen Systemen der Autohersteller" bilanzierte die Dekra. Die Fehlercodes seien zum Großteil von allen Geräten erkannt und eindeutig identifiziert worden.
Die Elektronikdiagnose bildet auch einen Schwerpunkt der überarbeiteten Vorschriften zur Hauptuntersuchung, die zum 1. Juli 2012 in Kraft getreten sind. Künftig sollen die Prüfingenieure Tools für diese Prüfung einsetzen, derzeit sammeln die Prüforganisationen erste Erfahrungen mit Prototypen. Die bevorstehende Einführung dieser so genannten HU-Adapter betrifft auch die Kfz-Werkstätten. "Kompatible Systeme bei der HU-Vorbereitung und bei der HU selbst sind zwingend notwendig, damit die bewährte Arbeitsteilung zwischen Werkstätten und Prüforganisationen auch zukünftig auf hohem Niveau funktioniert“, sagte Neumann.Allerdings könne ein HU-Adapter die werkstatteigene Diagnosetechnik keinesfalls ersetzen. "Die Diagnose in der Werkstatt und die Prüfung bei der Hauptuntersuchung haben unterschiedliche Zielstellungen. Die Untersuchungsbreite und -tiefe ist eine völlig andere“. Bei der Hauptuntersuchung wolle der Prüfingenieur schnell und zuverlässig wissen, ob ein elektronisches System vorhanden sei und ob es vorschriftsmäßig funktioniere. "Wenn es nicht funktioniert, ist das ein Mangel. Aus welchem Grund es nicht funktioniert, muss im Rahmen der Werkstatt-Diagnose geklärt werden“, erklärte Neumann.
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