Detroit. Bernd Osterloh, Vorsitzender des Konzernbetriebsrats, hat die Modellpolitik des ausgeschiedenen Vorstandschef Bernd Pischetsrieder kritisiert. Die geringe Produktivität der VW-Werke habe auch mit der mangelnden Auslastung zu tun, sagte Osterloh am Rande der Automesse in Detroit der Automobilwoche. "Wie viele Autos in neuen Segmenten, in denen wir bisher nicht vertreten waren, haben wir denn zwischen 2002 und 2007 auf den Markt gebracht?", so der Betriebsratschef. VW hatte unter Pischetsrieder kaum Nischenmodelle entwickelt, um die Auslastung der Werke zu erhöhen. Erst im nächsten Jahr kommt der kompakte SUV Tiguan auf den Markt, der in Wolfsburg produziert wird.
Volkswagen konnte nach den Osterlohs Worten die Produktivität des Stammwerkes in den vergangenen zwei Jahren dennoch steigern: "Wolfsburg sieht im Harbour Report nicht mehr ganz so schlecht aus." Mit einer Produktionszeit von 50 Stunden für einen Golf war Wolfsburg in den vergangenen Jahren stets das Gespött der Branche. Die US-Unternehmensberatung Harbour misst regelmäßig die Produktivität von Autowerken anhand der Produktionszeit, die pro Fahrzeug aufgewendet wird. Verglichen mit den besten der Branche wie dem Renault-Werk im spanischen Palencia (knapp 17 Stunden) und dem Ford-Werk in Genk (19 Stunden) brauchten die VW-Arbeiter selbst im produktivsten deutschen Konzernwerk Mosel mit 33 Stunden deutlich länger für ein Fahrzeug.
Osterloh sagte, der Durchschnitt von 50 Stunden werde dem Werk Wolfsburg nicht gerecht. "Da haben wir Fortschritte gemacht.“ Zudem sei es zweifelhaft, die Produktivität eines Werkes nur in Stunden pro Auto zu messen. "Audi braucht für einen A8 100 Stunden. Trotzdem verdient die Marke gutes Geld damit."
Offiziell nimmt VW nur mit dem Transporter-Werk in Hannover am Harbour Report teil, dessen Ergebnisse in Europa - anders als in den USA - nicht veröffentlicht werden. VW-Markenchef Wolfgang Bernhard hatte jedoch dafür gesorgt, dass eine interne Produktivitätsmessung nach dem Harbour-Prinzip auch in Wolfsburg stattfindet.