Berlin. Ford-Chef Alan Mulally verteidigte auf dem Automobilwoche-Kongress die angekündigten Sparmaßnahmen in Europa. "In Europa ist die Wirtschaftsleistung massiv zurückgegangen, viele Länder sind nicht mehr wettbewerbsfähig, einigen droht die Rezession."
Ford Europe will knapp 18 Prozent der Produktion zurückfahren und drei Werke schließen. Diese Maßnahmen werden sich "auf fast 6200 Mitarbeiter und auf ihr Leben auswirken", sagte Mulally. "Wir versuchen, auf dieses Problem einzugehen, aber wir müssen handeln und die Größe des Unternehmens an die aktuelle Situation anpassen."Ende 2014 soll das Montagewerk im belgischen Genk geschlossen werden. 2013 sollen die Fertigung des Transit im britischen Southampton sowie das Presswerk in Dagenham stillgelegt werden. Insgesamt will Ford dadurch jährlich bis zu 500 Millionen Dollar einsparen. Ford Deutschland profitiert von den Umstrukturierungeny. Der Standort in Saarlouis bekommt den Zuschlag für die Fertigung des bislang in Valencia gebauten C-Max und des Grand-C-Max.Mulally will weiterhin die Situation auf dem europäischen Automarkt beobachten, um einschätzen zu können, ob weitere Restrukturierungsmaßnahmen notwendig sind. Er sieht trotz des konjunkturellen Abschwungs weltweit noch "große Möglichkeiten für die Autoindustrie". China habe jetzt die Rolle als größten Markt der Welt vor den USA übernommen, Europa sei immer noch ein wichtiger Markt für die Autobranche. In Südostasien habe Ford den Marktanteil in den letzten Jahren verdreifacht, so Mulally. Die größten Wirtschaftsmöglichkeiten biete China, dort will der Hersteller mit dem Fiesta und mit den größeren B- und C-Modellen punkten. "Wir möchten die Marke Lincoln jetzt auch in China einführen", kündigte Mulally an. Er will zudem in den kommenden fünf Jahren insgesamt 50 neue Modelle und Antriebe in den asiatischen Raum einführen. Er kündigte ferner neun neue Werke in Asien an."Große Möglichkeiten für die Autoindustrie"
Alan Mulally, Präsident und Vorstandschef von Ford, hat auf dem Automobilwoche Kongress die Bedeutung des europäischen Automarktes betont. Dennoch seien die angekündigten Werksschließungen unvermeidlich.
Ein preisgünstiges Auto unterhalb des Fiesta sei derzeit nicht geplant, so Mulally. "Im Moment haben wir beschlossen, uns auf die Marke Ford zu konzentrieren." Unter Umständen könne man später ein Billig-Modell bringen, "unter der Marke Ford oder einer anderen Marke".
Die Entscheidung vor sechs Jahren, sich von den Luxusmarken Aston Martin, Volvo, Landrover und Jaguar zu trennen, sei richtig gewesen, wie die aktuellen Finanzzahlen belegten: "Wir haben im dritten Quartal unsere Ergebnisse auf Rekordhöhe geschraubt, weil wir uns auf die Marke konzentriert haben."Ford setzt verstärkt auf Elektrifizierung, Mullaly rechnet zunächst mit kleinen Stückzahlen, "in den USA beträgt der Marktanteil für diese Fahrzeuge weniger als drei Prozent."
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