IZB-Rundgang mit VW-Chef Winterkorn: "Was, 13 Euro?"

Wolfsburg. "Was, 13 Euro?", fragt VW-Chef Martin Winterkorn und legt den Stecker aus der Hand. Das Signal ist eindeutig: 13 Euro sind für einen Stecker viel zu teuer. Auch wenn eine solche Verbindung im Hochvolt-Stromnetz eines Elektroautos vor kurzem noch 23 Euro gekostet hätte. Normalerweise zahlt VW-Chefeinkäufer Francisco Garcia Sanz für einen Stecker nicht mehr als einen Euro. Die Nachricht ist unmissverständlich: Der Preis muss noch sinken, sonst dürfte mit VW kein Geschäft zu machen sein.

Der Messerundgang des VW-Vorstands auf der IZB macht Station auf dem Stand von Dräxlmaier. Inhaber Fritz Dräxlmaier erklärt kurz die Angebotspalette des Zulieferers, die mittlerweile von Interieurteilen bis hin zu Leitungen in Hybrid- und Elektrofahrzeugen reicht. Die Szene auf der Internationalen Zuliefererbörse in Wolfsburg macht deutlich, in welchem Dilemma ein Autohersteller wie VW und seine Lieferanten stecken. Die Komplexität bei Entwicklung, Einkauf und Produktion wächst ständig. Einerseits müssen sich Winterkorn und sein Chefentwickler Ulrich Hackenberg weiter um so profane Dinge kümmern wie die Oberflächen-Beschaffenheit von Armaturenträgern, andererseits gilt es, bei neuen Technologien wie dem Elektroauto vorn dabei zu sein. Und das ganze zu möglichst günstigen Kosten.

Thema Leichtbau: Der VW-Vorstand, der fast vollständig angetreten ist, lässt sich beim Karosseriespezialisten Benteler die Struktur eines Carbon-Teils erklären. Denn die Blechumformer aus Paderborn beschäftigen sich nun auch verstärkt mit dem neuen Werkstoff. Winterkorn will es genau wissen: "Wir läuft der Fertigungsprozess?" Die Benteler-Spezialisten haben die Taktzeit, für die Fertigung eines einzelnen Strukturteils eines neuen Lamborghini-Modells von einer halben Stunde auf wenige Minuten reduziert. Eigentlich ein Riesenfortschritt. Carbonfaser-Verbundwerkstoffe gelten als Schlüsseltechnologie für den Leichtbau von Autos. Doch auch hier werden die Ingenieure von den Kaufleuten gebremst: "75 Euro pro Kilo", kostet der superleichte, hochfeste Werkstoff. Zu teuer für Massenprodukte unterhalb von Bentley und Lamborghini, die Carbon schon im großen Stil einsetzen.

Weiter geht's zu Denso: Der japanische Zulieferer hat einen Kompressor für eine Klimaanlage entwickelt, der elektrisch angetrieben wird. Normalerweise hängt der Kompressor am Keilriemen des Motors. Doch Elektroautos brauchen eine andere Klimatisierung. Winterkorn ist beeindruckt und zeigt sich "hoch interessiert, aber zu vernünftigen Kosten". "Den Kompressor sollten wir Teil für Teil analysieren", rät er seinem Gefolge. Die Denso-Leute begeistert das nicht gerade: "Wir entwickeln daran seit 15 Jahren. Die Entwicklung muss ja auch bezahlt werden."

Ein Beispiel für Kostenreduktion zeigt der französische Zulieferer Valeo: Winterkorn bekommt einen Starter-Generator in die Hand gedrückt, der mit einer Hybrid-Funktion aufwartet und so die Kraftstoffverbrauch senken hilft.

Die Elektromobilität ist bei dieser IZB ein großes Thema: Kostal zeigt eine Ladestation für E-Autos, die ganz ohne Stecker auskommt. Eine Induktionsschleife hinter dem Nummernschild lädt die Batterie, während das Elektroauto parkt. Das klingt unkompliziert und sicher. VW-Chefentwickler Hackenberg nickt anerkennend. Dass auch diese Lösung derzeit noch zu teuer ist, muss gar nicht mehr gesagt werden.