Genf. Weltweit sind die Absatzzahlen wegen der Verunsicherung der Verbraucher durch die Finanzkrise in den vergangenen Monaten drastisch eingebrochen. Auch die lokalen Erfolge der Abwrackprämie in Frankreich und Deutschland können nicht über die weltweit desolate Situation hinwegtäuschen. Doch bis eine Besserung eintritt, heißt es Zähne zusammenbeißen. "Haben wir die Talsohle schon erreicht? Ich weiß es nicht!", bekennt BMW-Chef Norbert Reithofer freimütig. Oberste Maxime sei im Augenblick deshalb, die Kosten zu senken und das Geld zusammenzuhalten. "Uns ist wichtig, dass wir ausreichend flüssige Mittel haben." Nur bei Forschung und Entwicklung werde nicht gespart. Das Jahr 2009 scheint Reithofer schon weitgehend abgeschrieben zu haben. Wenn die derzeitige Entwicklung anhalte, werde 2009 ein sehr schweres Jahr für die gesamte Industrie, sagt er. Für BMW gelte jedenfalls die Maxime: "Liquidität vor Profitabilität".
VW-Chef Martin Winterkorn gewinnt der Krise durchaus auch etwas Positives ab. "Die Krise wirkt wie eine Bereinigung, denn sie zwingt unsere Branche dazu, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren." Glücklich, wer derzeit noch von Milliarden aus den fetten Jahren in den Kassen hat wie VW, BMW, Daimler oder Toyota. Sie können sich auch mal ein Jahr mit wenig Gewinn oder gar einem Verlust überstehen. Wer kein Geld auf der hohen Kante hat, kommt schnell ins Schleudern.
Der Kampf ums Überleben wird für Opel und seine Mutter General Motors dagegen immer härter. GM habe jahrelang Milliarden in die Gesundheits- und Pensionskassen seiner Mitarbeiter gebuttert, klagte Europa-Chef von GM, Carl-Peter Forster. Nun fehle das Geld und auch deshalb müsse Opel 3500 Mitarbeiter entlassen. Dass GM jahrelang am Markt vorbeiproduzierte und am Schluss die Kunden davonliefen, wie Branchenkenner monieren, verschwieg er. Mittlerweile sind zwar neue Produkte wie der Insignia im Angebot, andere wie das Elektroauto Ampera sollen bald kommen. Doch nun droht auch den einst so erfolgreichen Rüsselsheimern die Luft auszugehen. Forster appellierte daher eindringlich an die Bundesregierung, schnell Geld für die notleidende Tochter Opel bereitzustellen. Andernfalls drohe bereits in wenigen Wochen die Zahlungsunfähigkeit.
Für einen Hoffnungsschimmer sorgte zuletzt die Abwrackprämie auf dem deutschen Markt. Sie schob die Zulassungszahlen im Februar um immerhin gut 20 Prozent an. Doch das allein reicht nicht. "Natürlich kann ein Inlandsmarkt nicht die weltweite Krise kompensieren", sagt VDA-Präsident Matthias Wissmann. Hinzu kommt, dass die Kunden die 2500 Euro vom Staat gerne für die Anschaffung eines Kleinwagens verwenden, weil das Geld hier besonders ins Gewicht fällt. Die Hersteller teurerer Autos profitieren davon kaum.