München. Im vergangenen Jahr vermittelte die Münchner Ecartec, die selbsternannte Leitmesse für Elektromobilität, noch den Eindruck eines Treffens von Bastlern und Tüftlern. Die zweite Auflage zeigt nun: Die Elektromobilität wird langsam zum Ernst zu nehmenden Zweig der Automobilindustrie. Sie ist zwar noch eine Nische, und das wird sie noch lange bleiben. Doch dort finden sich mittlerweile erstaunlich professionelle Lösungsansätze.
"Die Ausstellungsfläche hat sich gegenüber dem Vorjahr verdoppelt“, freut sich Robert Metzger, Geschäftsführer der Ecartec. Erstmals haben sich drei große Autohersteller nach München-Riem getraut, wenn auch mit eher kleinen Ständen. Noch dominieren weitgehend unbekannte Player, Energieversorger, Mittelständler und Kleinunternehmen die Szene, die in der E-Mobilität ihre große Chance sehen.
So beim Antrieb: Der englische Ingenieurdienstleister Protean Electric hat einen Radnabenmotor entwickelt, mit dem sich Standard-Transporter auf Hybrid- oder Elektroantrieb umrüsten lassen. "Wenn Kommunen bestimmte Bereiche für Benzin- und Diesel-Fahrzeuge sperren, können sie mit einem solchen Fahrzeug weiter fahren“, sagt Peter Christie, Vertriebschefs von Protean. Ein erster Prototyp ist in Zusammenarbeit mit General Motors entstanden. In etwas über einem Jahr soll die Serienproduktion starten. Protean will dann "einige zehntausend“ Radnabenmotoren pro Jahr bauen. Erste Logistikdienstleister wie DHL hätten bereits Interesse angemeldet. "Und die interessieren sich vor allem für die Betriebskosten“, sagt Peter Christie, der je nach Batteriegröße Kraftstoffeinsparungen von bis zu 65 Prozent verspricht. Da seine Motoren bis zu 800 Newtonmeter Drehmoment liefern, sind auch schon Autotuner darauf aufmerksam geworden.
Das Beispiel zeigt: Nachdem der erste E-Hype vorüber ist, stehen nun vor allem einfache, kostengünstige und praktikable Lösungen im Vordergrund. So bei den Ladestationen: Der Energieversorger Eon hat eine "Wallbox“ entwickelt, eine besonders einfache Variante der Ladestation. Sie ist abschließbar und eignet sich so "vor allem zum Laden im Freien, in offenen Tiefgaragen oder am Arbeitsplatz“, wie Andreas Zelles von Eon Energie erklärt. Damit begegnet Eon dem Problem, dass sich die aufwändigen Ladesäulen bei dem geringen Stromdurchsatz von E-Autos schwerlich jemals rechnen dürften.