Detroit. Mehrere Mitglieder des VW-Aufsichtsrats haben sich für einen Verbleib des Aufsichtsratschef Ferdinand Piech im VW-Aufsichtsrat oder sogar an dessen Spitze ausgesprochen. "Sollte die Kapitalseite im Aufsichtsrat vorschlagen, dass Piech Vorsitzender bleibe, werde die Arbeitnehmerbank geschlossen zustimmen", sagte VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh in Detroit. Osterloh gehört dem Präsidium des VW-Aufsichtsrates an. Auch Porsche-Chef Wendelin Wiedeking hatte Piech Unterstützung signalisiert. Der Chef des größten VW-Aktionärs sagte: "Ich sehe alles, was mit Herrn Piech zusammenhängt, positiv".
Piech selbst hatte auf der Automesse Spekulationen über seinen Verbleib auf dem Aufseher-Posten genährt. Die Frage, ob Piech auch nach dem Ablauf seines Mandats im April dem Kontrollgremium des Herstellers angehöre, beantwortete er mit den Worten "Warum nicht?". Er ließ allerdings offen, ob er weiterhin als Vorsitzender des Gremiums fungieren wolle.
Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) und der Porsche-Vorstandsvorsitzende Wendelin Wiedeking hatten sich vor gut einem Jahr nach monatelangen Streitereien um die künftige Führung im VW-Aufsichtsrat laut Medienberichten darauf verständigt, dass als Nachfolger von Piech eine neutrale Person das Kontrollgremium leiten soll.
Wulff hatte wiederholt gefordert, dass sich Piëch im April aus dem VW-Aufsichtsrat zurückziehen solle. Wulff ist vor allem die Doppelfunktion von Piëch, der zugleich Miteigentümer von Porsche ist, ein Dorn im Auge. Wulff sieht darin eine Verletzung der Grundsätze der guten Unternehmensführung. Das Land Niedersachsen ist nach Porsche zweitgrößter VW-Aktionär. Ein Sprecher Wulffs sagte am Montag in Hannover zur künftigen Rolle Piëchs bei VW: "Volkswagen muss aus den Schlagzeilen mit Namen heraus. Die Dinge werden in den zuständigen Gremien und nicht öffentlich besprochen."
Wiedeking sagte am Montag in Detroit weiter, VW-Themen müssten intern diskutiert werden. Piëch habe seine Verdienste um Volkswagen, sonst wäre er nicht Aufsichtsratsvorsitzender geworden. "Es gibt nichts, dass man jetzt sagen sollte, er könnte nicht mehr weitermachen."
Piëch selbst wollte sich am Montag in Detroit nicht dazu äußern, ob er im Aufsichtsrat bleiben wolle. Am Sonntag hatte er dem "Wall Street Journal" auf die entsprechende Frage gesagt: "Warum nicht?"
Zur Zukunft von VW-Markenchef Wolfgang Bernhard wollte Porsche-Chef Wiedeking keine Stellung nehmen. Personen seien sekundär, entscheidend seien die Strukturen.
In der Branche wird es als wahrscheinlich angesehen, dass Bernhard VW verlässt und dies in dieser Woche bekannt gibt. Am Mittwoch will der neue VW-Konzernchef Martin Winterkorn im Aufsichtsratspräsidium einen möglichen Umbau der Konzernstruktur vorstellen, bevor am Donnerstag der Aufsichtsrat tagt. Das Verhältnis zwischen Bernhard und Winterkorn gilt als unterkühlt. Zur Automesse in Detroit war Bernhard nicht gereist.
Mitglieder im wichtigen, sechsköpfigen VW-Aufsichtsratspräsidium sind auch Piëch und Wulff. Ihr Verhältnis gilt als angespannt. Piëch soll maßgeblich die vorzeitige Ablösung von Bernd Pischetsrieder als Konzernchef betrieben haben. Wulff wollte ursprünglich an Pischetsrieder festhalten. Die Kritiker von Pischetsrieder hatten diesem unter anderem Entscheidungsschwäche vorgeworfen.
Im Dezember hatte Wiedeking mehr Einfluss für Porsche bei VW gefordert. Bei der Neubesetzung des Gremiums müsse Porsche als Großaktionär "mindestens drei" statt bisher zwei Sitze in dem Gremium besetzen. Ob Piëch als Porsche-Vertreter gelten müsse, sei eine "Interpretationsfrage". Wulff sieht dies so. Neben Wiedeking ist bisher Porsche-Finanzchef Holger Härter Mitglied des
VW-Aufsichtsrats.
Wiedeking ist auch für die Abschaffung des VW-Gesetzes, dass dem Land Niedersachsen eine starke Stellung bei VW zusichert. Der Europäische Gerichtshof (EuGH) verhandelt derzeit über eine Klage der EU-Kommission gegen das Gesetz. Der einflussreiche Generalanwalt des EuGH will am 13. Februar sein Gutachten zum VW-Gesetz vorlegen. Wiedeking sagte in Detroit, der 13. Februar sei ein wichtiger Termin. "Davon abhängig wird unsere mittelfristige Strategie aussehen." Porsche wolle seine "Pläne" nicht zu früh auf den Tisch legen. (Mit Material von dpa)
dpa hoe yyni kf