"Wir haben das Comeback eingeleitet"

Berlin. Es sind ambitionierte Ziele, die sich das Opel-Management auf die Fahnen geschrieben hat: Bis 2022 peilt die Traditionsmarke europaweit einen Marktanteil von acht Prozent an, bei einer EBIT-Marge von fünf Prozent, auf dem europäischem Markt will Opel/Vauxhall dann die Nummer zwei in Europa sein. Dies kündigte Michael Lohscheller, Finanzvorstand bei Opel, auf dem Automobilwoche-Kongress in Berlin an.

Derzeit stünden die Zeichen gut: "Wir haben das Comeback eingeleitet", sagte Lohscheller, für 2016 plane man die "Rückkehr zur Profitabilität". Man sei zwar von den früheren Höchstständen noch "weit entfernt", räumte er ein, habe aber in Europa signifikante Fortschritte gemacht.

Demnach wurden 27.300 Fahrzeuge mehr als im Vorjahreszeitraum verkauft, das entspricht einem Plus von vier Prozent. Allein im Monat August habe das Plus 13 Prozent betragen. "Beim Finanzergebnis haben wir im zweiten Quartal zum zehnten Mal in Folge die Ziele übertroffen."

Beim Erreichen seiner Ziele setzt Opel vor allem auf neue Modelle: "Unsere Produktoffensive ist die Basis des Erfolgs." Immer häufiger griffen auch Nicht-Opel-Kunden zu Opel-Modellen. "Mit dem Adam, dem Corsa und dem Karl haben wir das stärkste Kleinwagenportfolio aller Zeiten", sagte Lohscheller.

Insbesondere der neue Astra bringe Schub in die Modelloffensive. Auch im Bereich der Nutzfahrzeuge greife die Opel-Strategie. So stieg der Absatz in ersten acht Monaten um 25 Prozent.

Zwischen 2016 und 2020 will der Hersteller insgesamt 29 neue Modelle auf den Markt bringen, darunter auch ein Elektroauto und ein Flaggschiff auf Insignia-Basis. Das Modellportfolio habe sich deutlich verjüngt, 2016 wird das Durchschnittsalter der Opel-Modelle 2,9 Jahre betragen. "Unser Ziel ist es, zu jeder Automesse ein weiteres Highlight zu präsentieren".

Gleichzeitig soll das Image weiter aufpoliert werden, Ziel ist es, Opel mit den Markenwerten "deutsch, aufregend und nahbar" zu besetzen. Dabei stehe "deutsch" für die traditionelle Ingenieurskunst, "aufregend" für das Design und die Vernetzung und "nahbar" für das gute Preis-Leistungs-Verhältnis, erklärte Lohscheller.

Die Chancen für das neue Image stehen Lohscheller zufolge gut: Die Umparken-Kampagne habe "geholfen, die Mauer in den Köpfen einzureißen, die zwischen den Menschen und den Produkten stand."

Ein weiteres Instrument zur Steigerung der Markenloyalität sind Finanzdienstleistungen. Bereits seit 2013 hat Opel wieder eine eigene Bank, sie sei ein "wichtiger Eckpfeiler des Absatzwachstums". Erst kürzlich wurde das Angebot um das Einlagengeschäft erweitert: Seit Anfang September gibt es bei der Opel-Bank auch Tages- und Festgeld.

Auch Opel rüstet sich für das digitale Zeitaler und sieht drei große Trends: Vernetzte Fahrzeuge werden Teil des "Internet der Dinge". Smartphones erweisen sich für die Kunden als das "Tor zur Mobilität" und die Nutzung eines Fahrzeugs wird entkoppelt vom Besitz.

"Opel wird zum Mobilitätsdienstleister", sagte Lohscheller. So launcht der Hersteller mit "On-Star" einen persönlichen Online-und Service-Assistenten, der Dienste wie automatische Unfallhilfe, Fahrzeugdiagnose oder Diebstahl-Notfallservice umfasst.

Dem Trend zum Autoteilen begegnet Opel mit CarUnity, einem Konzept, bei dem Autobesitzer ihr Fahrzeug über die Opel-Plattform anderen Nutzern zur Verfügung stellen können – auch wenn sie keinen Opel fahren. Über die Mitte 2015 geschlossene Kooperation mit Flinc will Opel ab 2016 zudem eine Mitfahrzentrale anbieten. Momentan seien bei CarUnity 1800 Autos verfügbar, die meisten im Rhein-Main-Gebiet.

Mit Blick auf das (teil)autonome Fahren mit vernetzten Autos habe die Autoindustrie in den vergangenen fünf bis zehn Jahren mehr Fortschritte als in den 80 Jahren davor gemacht. Angesichts viele neuer Akteure auf dem Spielfeld gab sich Lohscheller gelassen: "Die Autoindustrie ist wettbewerbserprobt. Wir sind gut gerüstet."