Nur vier Monate nach seinem Börsendebüt hat es Auto1 in den Index der mittelgroßen Werte geschafft. Für die Online-Autoplattform musste der Wafer-Hersteller Siltronic Anfang Juni weichen und in den SDax abwandern. Doch die Aufnahme in den MDax hat den Papieren von Auto1 seither kaum geholfen - im Gegenteil: Seit Wochen geht es stetig weiter bergab.
Unter anderem lag das daran, dass sich einige Altaktionäre recht flink von ihren Anteilen getrennt haben. Anfang Juni versilberten mehrere Beteiligungsgesellschaften ihre Anteile. Einem Bloomberg-Bericht unter Berufung auf unterrichtete Kreise zufolge wurden insgesamt rund 9,7 Millionen Aktien platziert. Die Anteilseigner dürften damit insgesamt rund 400 Millionen Euro erlöst haben.
Dabei sah der Start von Auto1 an der Börse äußerst verheißungsvoll aus: Erst erreichte der Händler die obere Preisspanne und platzierte seine Aktien für 38 Euro je Stück. Damit lag der Bruttoemissionserlös für das Unternehmen bei einer Milliarde Euro. Einen Plan für das Geld hat das Management um Vorstandschef Christian Bertermann bereits: Nach einem rasanten Wachstum seit der Gründung 2012 will das Unternehmen noch größer werden. Früheren Angaben zufolge will Bertermann 750 Millionen Euro für weiteres Wachstum investieren. Der Rest solle dazu genutzt werden, um Schulden abzutragen.
Operativ lief es zuletzt besser für Auto1. Im ersten Quartal profitierte das auf den Großhandel spezialisierte Unternehmen von steigenden Preisen und verkaufte zudem mehr Autos als in den drei Monaten zuvor. Der Umsatz kletterte von 779 Millionen Euro in den letzten drei Monaten des Vorjahres auf knapp 900 Millionen Euro im ersten Quartal.
Branchenweit berichten Autohersteller und Händler derzeit von anziehenden Preisen für Neu- und Gebrauchtwagen. Zum einen ist die Nachfrage hoch, zum anderen ist die Autoproduktion wegen der Pandemie teils noch eingeschränkt, die Lieferzeiten für Neuwagen etwa wegen Engpässen bei Materialien nehmen zu. Das kann auch Auto1 bestätigen: Im Schnitt erlöste das Unternehmen je verkauftem Auto 6891 Euro, rund 250 Euro mehr als im Schlussquartal 2020.
Doch weil der Aufbau der Privatkundenmarke Autohero viel Geld kostet und der Börsengang im Februar mit Sonderkosten belastete, fiel der Verlust im ersten Quartal unter dem Strich deutlich höher aus als im Vorquartal. Zuletzt sanken bei den Privatkunden auch die Preise und der Bruttoverdienst je Auto. Weil Auto1 in dem Segment Marktanteile hinzugewinnen will, nimmt das Unternehmen offenbar zunächst günstigere Preise in Kauf.