Berlin. Volkswagens Unternehmenskultur braucht eine Runderneuerung. Das war der Tenor auf dem Automobilwoche-Kongress in Berlin. Dabei fordern Personalexperten wie Ariane Reinhart, Personal-Vorstand bei Continental, Christian Rosen, Automotive Partner bei Egon Zehnder und Bernhard Mattes, Vorsitzender der Geschäftsführung der Ford Werke, eine neue Orientierung im VW-Konzern, die werteorientiert ist.
"Dazu gehört auch Mut zum Widerspruch und die Fähigkeit zum Dissens und zur Diskussion über Hierarchien hinweg. Das muss von Führungskräften aktiv vorgelebt werden", sagt Christian Rosen von der Personalberatung Egon Zehnder.
Autoritäre Strukturen wie auch flache Hierarchien seien nicht gut für einen großen Konzern, so die Redner. "Man kann keine Basisdemokratie in einem 600.000-Mann starken Unternehmen einführen. Eine bestimmte hierarchische Disziplin braucht es – zudem aber auch Offenheit, Diskurs und Dissens über alle Grenzen hinweg. Bei einem solchen Führungsstil geht es um Veränderung in den Köpfen vieler Manager", sagt der Ford-Manager Mattes.
Ariane Reinhart, Personalvorstand bei Conti, spricht aus den eigenen Erfahrungen im Unternehmen, denn auch Conti hat vor fünf Jahren eine Umstrukturierung durchlebt. "Demut des Managements, offene Kommunikation und Kritikfähigkeit – auch im Vorstand. Das sind wichtige Signale an die Mitarbeiter. Denn wenn sie spüren, dass sie gehört werden, ist das ein gutes, motivierendes Signal.
Ein Kulturwandel, so Reinhart, starte in der obersten Managementebene. "Dort muss vorgelebt werden, wie die neue Kultur sei soll. Dabei darf es aber nicht bei Überschriften und Broschüren bleiben, die dann in der Schublade verschwinden", sagt die Top-Managerin. Werte müssen verinnerlicht werden und weitergetragen werden. Es darf in Europa nicht anders zugehen als in Asien oder den USA. "Gefährlich wird es, wenn diese Werte verletzt werden. Das darf nicht passieren. Dann müssen Konsequenzen gezogen werden."