Berlin. Die kalte Jahreszeit ist noch nicht vorbei, und doch packen manche Oldtimer-Liebhaber ihre Poliertücher aus: Die Saison für automobile Klassiker erlebt mit der ersten großen Oldtimer-Show bereits Anfang Februar einen Kaltstart.
Peter Schneider wundert das nicht. Der Präsident des Bundesverbandes für Clubs klassischer Fahrzeuge (DEUVET) weiß um die Bedeutung des Frühjahrs für die Oldtimer-Fans. «Schrauber gehen auf die Suche nach Ersatzteilen und dem richtigen Werkzeug, und Liebhaber von historischen und klassischen Fahrzeugen begeben sich auf die Jagd nach neuen Trophäen.» Doch auch wer mit Gleichgesinnten fachsimpeln oder einfach nur über das alte Blech staunen will, findet im beinahe monatlichen Rhythmus weitere Messen mit verschiedenen Schwerpunkten.
Wenn in Bremen am 6. Februar 2015 die Tore zur Bremen Classic Motor Show öffnen, stürmen Oldtimerfans aus Norddeutschland, Skandinavien, Großbritannien und den Benelux-Ländern die Hallen. «Die Messe ist der Jahresauftakt, nicht nur für die Liebhaber vierrädriger Oldtimer, sondern auch für Motorradfans», erklärt Schneider. «Außerdem hat die Messe einen sehr großen Ersatzteilmarkt, auf dem man auch noch seltene Teile zum Schnäppchenpreis finden kann.»
In der Oldtimerszene hat sich die Veranstaltung jedoch nicht nur als Schraubermesse der nordeuropäischen Freunde des alten Blechs etabliert. «Die mehr als 45.000 Besucher an drei Tagen kommen auch, um unsere Sonderschauen zu sehen», sagt Frank Ruge, Projektleiter der Bremen Classic Motorshow. «Sowohl die Schau der vierrädrigen als auch die der zweirädrigen Oldtimer dreht sich in diesem Jahr um italienisches Design der Nachkriegszeit.» Daneben stehen bei einer privaten Fahrzeugbörse im Parkhaus der Messe zahlreiche Young- und Oldtimer zum Verkauf.
Seit der ersten Bremen Classic Motor Show stehen neben den Automobilen auch Motorräder im Mittelpunkt. «Wir suchen im In- und Ausland nach seltenen Exponaten», sagt Ruge. Viele Oldtimerfreunde sehnen sich nach den ersten Wintermonaten bereits nach dem Saisonauftakt. «Sie kommen mit langen Einkaufslisten zu den etwa 250 Ausstellern, die Teile anbieten», schildert Ruge seine Erfahrungen.
Im März startet dann in Süddeutschland die Messe-Saison. Viele Oldtimer-Liebhaber aus der Schweiz, aus Österreich und sogar Italien strömen vom 26. bis 29. März in die Heimat von Mercedes-Benz und Porsche. «Die Retro Classics in Stuttgart ist mit stets wertvollen Exponaten im Foyer eher hochkarätig», sagt DEUVET-Präsident Schneider. Sie biete zwar auch viele Ersatzteilstände, doch für erklärte Schrauber sei die Veterama am Hockenheimring kurz vorher (20. bis 22. März) besser geeignet.
Eine Besonderheit der Retro Classics ist der Vorplatz der Messe. «Hier dürfen Besucher, die mit einem Oldtimer anreisen, parken, und bieten so schon einen lebendigen Einstieg in die Materie», so Schneider. Besonders interessant seien außerdem die von Clubs, Firmen und Museen ausgestellten Nutzfahrzeuge wie Lkws und Busse. «Vom Lanz-Bulldog bis zum Schneepflug sind dort viele interessante Marken und Modelle zu bestaunen, deren Namen schon fast vergessen sind.»
Die weltgrößte Oldtimermesse findet mit der Techno Classica kaum einen Monat später (16. bis 19 April) im Ruhrgebiet statt. «Hier versammelt sich jedes Frühjahr die internationale Oldtimerszene», sagt Schneider. «Viele Auktionshäuser und Händler stellen extrem wertvolle Klassiker aus: Autos von Elvis Presley oder aus James Bond-Filmen zum Beispiel.» Mehr als 2500 historische Fahrzeuge stehen hier zum Verkauf.
«Unter den Autos befinden sich faszinierende Raritäten wie Mercedes-Benz SSK oder Ferrari-Preziosen im Wert von jeweils mehreren Millionen Euro», schwärmt Johannes Hübner, Sprecher des Veranstalters der Techno-Classica SIHA. Auch Automobil-Hersteller nutzten die Messe, um sich und ihre Historie aufwendig und effektvoll in Szene zu setzen. «Sie zeigen teilweise historische Prototypen, wertvolle Einzelanfertigungen oder automobile Meilensteine, die sonst nur selten öffentlich präsentiert werden.»
Klar, dass da auch der gesellschaftliche Aspekt in Essen besonders ausgeprägt ist. Die Autostadt Wolfsburg beispielsweise lädt jährlich zu einer großen Abendveranstaltung mit Künstlerprogramm ein. Dort treffe sich Prominenz aus der Automobil-Szene, aus Wirtschaft, Kunst, Film und Politik, so Hübner. Rennfahrern, Rockstars oder bekannten TV-Gesichtern könne man hier begegnen. Über 190.000 Besucher erwartet Hübner dieses Jahr.
Während danach die Oldtimersaison schon mit Rallyes und Ausfahrten in vollem Gange ist, empfiehlt Oldtimer-Experte Peter Schneider im Juni mit der Klassikwelt Bodensee (12. bis 14. Juni) noch einen weiteren Höhepunkt für Oldtimerliebhaber. «In Friedrichshafen findet eine ganz andere Art von Messe statt», sagt er. Dort seien Oldtimer jeder Art in Aktion zu bewundern. «Hier fliegen historische Flugzeuge und fahren Oldtimer-Boote und -Schiffe auf dem Bodensee.»
Auch klassische Rennwagen könne man auf dem Messerundkurs bewundern und so die Automobil-Geschichte hautnah erleben. Wer dann Lust auf mehr hat, für den bietet der Sommer noch genügend Oldtimertreffen und -ausfahrten, erklärt Schneider. Bis in den Herbst dürfte so bei Oldtimer-Fans keine Langeweile aufkommen. (dpa/gem)