Fiat-Chef Sergio Marchionne zieht nach dem Rauswurf von Ferrari-Ikone Luca di Montezemolo die Zügel beim Cavallino Rampante an. An der Börse sorgte er nun für ein kurzfristiges Kursfeuerwerk der Fiat-Aktie, indem er den Börsengang von Ferrari ankündigte. Es ist ein Strohfeuer, das der Anfang vom Ende von Ferrari sein könnte.
Marchionne erwartet von dem Börsengang beträchtliche Einnahmen und setzt auf die Strahlkraft der Marke mit dem aufbäumenden Pferdchen. Doch die Rechnung könnte am Ende ganz anders ausgehen.
Ferrari ohne Fiat, das klingt zunächst einmal nach origineller und kompromissloser Nischenfertigung. Doch das ist zu kurz gesprungen. Mag Ferrari in den 70er Jahren noch leidlich gut mit der Beschränkung auf den europäischen und den nordamerikanischen Markt gelebt haben, so stehen heute auch für die Automobilmanufaktur aus Maranello die Wachstumsmärkte in Übersee im Fokus.
Marchionne selbst hatte völlig zu Recht das selbst auferlegte Diktum von Montezemolo kritisiert, jährlich nicht mehr als 7000 Ferraris zu fertigen. Die notwendige Exklusivität der Marke wäre sicher auch dann gewahrt, wenn es jährlich 20.000 neue Renner aus Maranello geben würde.
Ohne einen breit aufgestellten Konzern im Rücken wird es für Ferrari schwer werden, die neuen Märkte in Asien zu bedienen. Kaum vorstellbar ist auch, dass ein Rumpf-Entwicklerteam im Alleingang die famosen 8-, 10- und 12-Zylindermotoren entwirft, die Ferraris Ruhm begründet haben.
Schließlich ist es kein Wunder, dass andere Traummarken wie Rolls Royce, Bentley und Lamborghini unter ihren neuen Konzernmüttern BMW und VW blühen. Auch Maserati hat in den vergangenen Jahren im Fiat-Konzern eine beachtliche Neubelebung verzeichnet. Und auch Jaguar und Land Rover sind zuletzt mit dem Kapital von Tata Motors im Rücken geradezu aufgeblüht.
Umgekehrt ist am Beispiel vonAston Martin und Lotusnicht zu übersehen, wie eine Marke an Innovationskraft verlieren kann, wenn sie alleine dasteht. Und die Mitarbeiter bei Saab wissen nur allzu gut, was passieren kann, wenn man um jeden Penny ringen muss.
Marchionne sollte seine Energie nicht in Börsenspielchen verplempern, sondern sie voll und ganz in die Wiederaufrichtung der Marken Fiat und Alfa Romeo stecken. Die Supersportmarke Ferrari könnte - klug im Fiat-Chrysler-Konzern eingesetzt - dazu beitragen, dass die Investoren Fiat nicht ganz aus den Augen verlieren. Darin liegt der wahre Schatz von Ferrari. Ihn sollte Marchionne endlich heben.