Friedrichshafen/Linovia. In der Autozulieferbranche geht eine Milliardenübernahme offenbar in die heiße Phase. Der deutsche Hersteller ZF Friedrichshafen arbeite intensiv an der offiziellen Offerte für den an der Börse aktuell mit rund 11,2 Milliarden Dollar (8,5 Milliarden Euro) bewerteten US-Konkurrenten TRW Automotive, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg am Mittwoch unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen. ZF wolle vorher den Anteil an einem Gemeinschaftsunternehmen mit dem deutschen Konkurrenten Bosch an diesen verkaufen, um so mögliche Kartellprobleme bei einer Übernahme von TRW aus dem Weg zu räumen.
Bosch und ZF Friedrichshafen hätten die Gespräche nach einer kurzen Sommerpause wieder aufgenommen. Bei den Verhandlungen gehe es um ein seit 1999 gemeinsam betriebenes Unternehmen zur Produktion von Lenkungen mit einem Jahresumsatz von 5,5 Milliarden Dollar. Da TRW in diesem Geschäft ebenfalls sehr stark sei, wolle ZF seinen Anteil an dem Bosch-Joint-Venture vor einer Offerte für den US-Konzern gerne vorher loswerden. Sobald dies dann erledigt sei, werde ZF das Gebot vorlegen. Dies könnte bereits kommende Woche der Fall sein. Im Prinzip seien sich ZF und TRW bereits einig. Durch einen Zusammenschluss würde der nach Bosch weltweit zweitgrößte Autozulieferer entstehen.
Der deutsche Hersteller hatte im Juli bestätigt, dass er an dem US-Konzern interessiert ist. Dieser teilte damals lediglich mit, dass ein anderer Hersteller Kaufinteresse bekundet habe. Im August hatte Bloomberg berichtet, dass die Verhandlungen zwischen TRW und ZF wegen des ZF/Bosch-Joint-Ventures stocken. An der Börse ist deshalb zuletzt etwas die Euphorie etwas verflogen - die TRW-Aktie musste einen Teil ihrer nach dem Bekanntwerden des ZF-Interesses erzielten Gewinne wieder abgeben und sank wieder unter die Marke von 100 Dollar.
Am Mittwoch legte das TRW-Papier nach dem Bericht über die neuen Gespräche zwischen Bosch und ZF nun 2,48 Prozent auf 101,20 Dollar zu. Bei einem möglichen Gebot stehen Preise zwischen 105 und 110 Dollar im Raum. Bosch und TRW wollten den aktuellen Bloomberg-Artikel nicht kommentieren. Bei ZF sei vorerst niemand zu erreichen gewesen, hieß es in dem Bericht. (dpa-AFX/swi)