Peking. Chinas Autobauer haben sich rausgeputzt. Seit Monaten redet die Branche von der Automesse in Peking. Während die Manager der internationalen Autoriesen in Chinas Hauptstadt um noch mehr Kunden buhlen, wollen die heimischen Autohersteller durchstarten, ihren Heimvorteil auf dem weltgrößten Automarkt nutzen. Die größte Hürde sind aber bisher die chinesischen Kunden.
Das große Geschäft wird nach wie vor mit internationalen Marken gemacht. Im ersten Quartal ging der Verkauf von chinesischen Fabrikaten im Reich der Mitte um 2,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zurück. Dabei legte der gesamte Markt um 7,9 Prozent zu, wie der Branchenverband CAAM ausgerechnet hat. «Der dramatische Einbruch ist noch schlimmer als unsere pessimistischen Erwartungen ausgefallen», schreibt Max Warburton von US-Analysehaus Bernstein Research.
Schon oft wurde Chinas Autobauern ein glänzender Aufstieg prophezeit. Aber nichts davon ist bislang eingetreten. Chinesische Marken sind international nahezu unbekannt und selbst in China haben die heimischen Hersteller keinen guten Stand. «Die großen Verlierer in China sind die Chinesen», sagt Branchenexperte Ferdinand Dudenhöffer.
In Peking wollen Chinas Hersteller mit Dutzenden neuen Modellen in die Offensive gehen. Chery, Brilliance, BYD, Haval und JAC haben Geländelimousinen angekündigt. Aber Experten zweifeln, ob das genug ist, um den internationalen Konzernen Marktanteile abzuringen. «Chinesischen Marken fehlt die Erfahrung, um auf einen sich wandelnden Markt zu reagieren», sagt Cui Dongshu von Chinas Vereinigung der Personenwagenhersteller. Zudem dominiere Staatskapital die Branche in China. Das koste Wettbewerbsfähigkeit.
Sogar Chinas Industrieminister Miao Wei räumt selbstkritisch ein: «Uns fehlt die führende Innovation und Technologie, mit der wir den globalen Automarkt anführen können.» China sei ein gewaltiger Markt für die Automobilindustrie. Aber jetzt müsse die Volksrepublik endlich auch führende Firmen hervorbringen.
«Eine Supermacht kann nicht ewig in einer Aufholjagd verharren. Sie muss führen», sagte der Minister im März am Rande des Volkskongresses. Wie das gelingen soll, sagt Miao Wei jedoch nicht. Der Minister will an den strengen Regeln festhalten, die internationale Autobauer in China in Joint-Ventures mit chinesischen Unternehmen zwingt.
Seit Jahrzehnten zwingt die Volksrepublik internationale Konzerne in die Partnerschaften mit Chinas Autobauern. Zwar machte das Geschäft die unterentwickelten Staatskonzerne sowie ihre ausländischen Partner reich - im Durchschnitt wuchs der Pkw-Markt in den vergangenen 13 Jahren um sagenhafte 29 Prozent. Aber bis heute fragen sich viele in China, wieso auch nach Jahrzehnten des Lernens von den internationalen Branchenriesen keine chinesischen Champions hervorgegangen sind. «Die bisherigen Ansätze der Joint-Ventures waren für die Chinesen wenig erfolgreich», sagt Dudenhöffer.
Mittlerweile steuert die Branche um. Mit Geld wollen sich Firmen aus China Technologie und internationale Marktanteile erkaufen. Chinas staatlicher Autobauer Dongfeng hat im März seinen Einstieg bei dem angeschlagenen französischen Hersteller PSA Peugeot Citroën besiegelt. Kurz zuvor hatte der chinesische Zulieferer Wanxiang eine Auktion um den zahlungsunfähigen US-Sportwagenhersteller Fisker gewonnen und Chinas Branchenriese FAW ein Joint-Venture mit der US-Firma EcoMotors gegründet, die an umweltfreundlichen Antrieben arbeitet.
Chinas Autohersteller sind also noch lange nicht abgeschrieben. Qoros überraschte jüngst mit der Bestnote bei einem Crashtest in Europa - bisher waren einige Autos aus China durchgefallen. In den kommenden Jahren werden laut einer Studie der Beratungsgesellschaft EY einige chinesische Marken auf Europas Straßen fahren. Bevor sie durchstarten können, müssen sie allerdings zunächst die Kunden in China von sich überzeugen. (dpa/gem)