Frankfurt. Mehr als jeder vierte Drehmomentschlüssel in den deutschen Autowerkstätten ist nicht richtig eingestellt. Die Sachverständigenorganisation Dekra stellte in einer Stichprobe von 4500 Werkzeugen bei 28 Prozent eine Abweichung jenseits der Toleranz fest. Bei jedem fünften beanstandeten Gerät reichte zudem eine Neukalibrierung nicht aus.
In der Stichprobe waren sowohl Geräte enthalten, die schon vorher regelmäßig von der Dekra überprüft wurden, als auch Geräte von Neukunden. "Wenn unsere Prüfer zum ersten Mal in eine neue Werkstatt kommen, zeigen unsere Erfahrungswerte, dass sage und schreibe bis zu drei Viertel der Drehmomentschlüssel außerhalb der Toleranz liegen", sagte Gerd Neumann, Mitglied der Geschäftsführung der Derkra Automobil GmbH auf der Automechanika in Frankfurt. Er warnte: "Eine gesetzliche Vorschrift zur Überprüfung der Drehmomentwerkzeuge gibt es zwar nicht. Doch nicht ohne Grund machen viele Fahrzeughersteller und Importeure ihren Servicepartnern klare Vorgaben zur Kalibrierung." In der Regel sollten Drehmomentschlüssel jährlich kalibriert werden – oder, abweichend davon, nach 5000 Belastungen. "Das klingt zunächst nach sehr viel", sagte Neumann. "Wenn man aber von fünf Verschraubungen pro Rad ausgeht, sind nach nur 250 Fahrzeugen diese 5000 Belastungen erreicht.
Neuman rät zu einer regelmäßigen Überprüfung der Werkzeuge. "Schließlich können fehlerhafte Verschraubungen am Fahrzeug zu Schäden führen, die die Kalibrierkosten um ein vielfaches übersteigen." Das betreffe nicht nur Radbefestigungsschrauben, sondern beispielsweise auch Scheibenwischerarme, Zünd- oder Glühkerzen sowie Öleinfüll- und -ablassschrauben.