Wolfsburg. Martin Winterkorn will es genau wissen, auch wenn es um Chemie im Autoreifen geht: „Wie sind die Moleküle angeordnet?“, fragt der VW-Chef. Der Manager von Sumitomo Rubber Industries setzt zur Erklärung an, warum seine Reifen einen niedrigen Rollwiderstand bei hoher Haftung haben – eigentlich die Quadratur des Kreises. Und leise sollen sie auch noch sein, weil Sumitomo Dämmelemente in die Reifen klebt. Winterkorn reißt kurzerhand ein Stück davon heraus und sieht es sich genau an. „Oh“, ruft der Japaner überrascht von so viel Detailfreude des deutschen Konzernchefs. Der scheint zufrieden. Sumitomo darf auf einen Auftrag aus dem Hause VW rechnen.
Wenn sich der VW-Chef mit seinem Tross auf der Internationalen Zuliefererbörse dem Stand eines Ausstellers nähert, herrscht dort Alarmstimmung: Wenige Minuten haben die Zulieferer dann Zeit, ihre neuesten Produkte zu präsentieren. Was bei den Chefs anderer Autohersteller nicht viel mehr wäre als der Austausch von Nettigkeiten, ist in Wolfsburg echter Stress: Wer die hohen Qualitätsmaßstäbe Winterkorns nicht erfüllt, kriegt dies deutlich zu spüren: „We are quality guys“, sagt er dem Chef des Indonesischen Zulieferers Ateja. Deshalb müssten sie ihm sagen, „was uns gefällt und was uns nicht gefällt“, so Winterkorn, nachdem er einen lausig verarbeiteten Dachhimmel missmutig angeschaut hat: „Das ist nicht gut.“