Frankfurt. Rätselhafter Einbruch beim chinesischen Daimler-Partner BYD: In Hongkong krachten die Aktien des Batterie- und Autoherstellers am Donnerstag zeitweise um fast 50 Prozent nach unten. Richtung Handelsschluss fing sich das Papier etwas und schloss mit minus 28,8 Prozent bei 25,05 Hongkong-Dollar. Das Handelsvolumen lag gut 40 mal höher als an durchschnittlichen Tagen.
Auf der Suche nach Gründen für den Rekord-Absturz tappten Börsianer im Dunklen - genauso wie BYD selbst, so beteuerte das Unternehmen mit vollem Namen Build Your Dreams ("Verwirkliche Deine Träume"). Die Konzernführung habe keinerlei Erklärung für den Einbruch, teilte der Konzern noch während des laufenden Handels mit. Das Kerngeschäft entwickele sich ganz normal.
BYD setzt stark auf Elektroautos und baut zusammen mit Daimler das Modell Denza in China. Die Daimler-Aktie zeigte sich aber weitgehend unbeeindruckt. Großaktionär von BYD ist die amerikanische Investoren-Legende Warren Buffet, der über seine Investmentholding Berkshire Hathaway 2008 eingestiegen war.
Nachdem sich die Aktie zu Handelsbeginn völlig unbewegt gezeigt hatte, setzte um 14 Uhr Ortszeit der tiefe Sturz ein. Binnen gut 30 Minuten hatten BYD-Papiere die Hälfte ihres Werts eingebüßt. Anschließend erholte sich der Kurs etwas.
Nach Börsenschluss versuchte BYD, die Gerüchteküche abzukühlen: Der Vorstand habe kein Anzeichen dafür, dass Warren Buffet seinen Anteil von inzwischen fast 25 Prozent verkaufen wolle, sagte Manager John Li in einer Telefonkonferenz. Auch sei Verwaltungsratschef Wang Chuanfu nicht in Polizeigewahrsam - solche Spekulationen seien "lächerlich". Die Rubel-Krise in Russland habe nur "minimale" Auswirkungen auf den Konzern.
Am Dienstag hatte der Rivale und Volvo-Mutterkonzern Geely die Börse mit einer saftigen Gewinnwarnung geschockt und unter anderem auf ein schwaches Russland-Geschäft verwiesen. Die Aktie brach daraufhin um mehr als ein Viertel ein.
BYD-Papiere standen unterdessen schon seit Anfang September unter Druck, als sie mit 57,00 Hongkong-Dollar ihren Jahreshöchststand erreicht hatten. Ende Oktober beschleunigte sich der Abwärtstrend dann. Damals lud BYD zu einer außerordentlichen Hauptversammlung für den 17. Dezember ein. Bei der gestrigen Sitzung winkten die Aktionäre fast ohne Gegenstimmen den Einstieg in ein Leasing-Geschäft durch.
Gegenwind dürfte der Elektroautobauer vom den niedrigen Ölpreis spüren. Die fallenden Kosten für Benzin könnten auf lange Sicht einen Durchbruch der Elektromobilität hemmen. Schwerer würde allerdings wiegen, sollte Chinas Regierung ihre Förderung für E-Autos drosseln. Doch auch für einen solchen Schritt sieht BYD laut Manager Li keine Signale. (dpa-AFX/gem)