Pforzheim/Stuttgart. Wenn auf einem Verkehrsschild ein Auto abgebildet ist, dann eine Limousine. «Diese Form entspricht auch heute noch dem Urmuster des Automobils», sagt der Design-Professor Lutz Fügener von der Fachhochschule Pforzheim. Der klassische Stufenschnitt trotzt dem Trend: Auch wenn viele Autokäufer nach Geländewagen, Coupés, Kombis oder deren Kreuzungen verlangen, bleibt die Limousine in Mode. Die Autohersteller haben für 2013 in allen Klassen neue Modelle nach dem alten Vorbild im Programm - vom preiswerten Familienauto bis zur Luxuskarosse.
Besonders hoch im Kurs steht der klassische Viertürer in diesem Jahr offenbar bei Mercedes. Die Schwaben haben für die Motorshow NAIAS in Detroit (Publikumstage: 19. - 27. Januar) nicht nur die Premiere einer gründlich überarbeiteten E-Klasse angekündigt, die zu den wichtigsten Limousinen aus Stuttgart zählt. Im Spätsommer kommt auch die neue S-Klasse mit einem knappen Dutzend Assistenzsystemen an Bord, die das Luxusmodell dem Wunschbild vom unfallfreien Fahren ein Stück näher bringen sollen, erklärt Entwickler Jochen Hermann.Mercedes hat aber noch einen weiteren Viertürer in petto: den CLA. Er basiert nach Werksangaben auf der Architektur der neuen A- und B-Klasse, feiert seine Premiere auf einer der Branchenmessen im Frühjahr und kommt im Sommer in den Handel. Für den CLA haben die Schwaben weniger die Bestandskunden in Europa im Blick. «In China und in Amerika wollen wir damit in der Kompaktklasse kräftig punkten», sagt ein Mercedes-Sprecher.Audi und BMW haben ähnliche Pläne angekündigt. Den A3 wird es nach Angaben von Audi schon in diesem Sommer mit Stufenheck geben. Und wenn in ein paar Monaten die nächsten Varianten des BMW Einser an den Start gehen, könnte darunter nach Informationen aus Unternehmenskreisen ebenfalls ein kleiner Viertürer sein.Das Stufenheck bleibt im Trend
Auch in der Oberklasse bekommt Mercedes fremdes Geleit. Als Konkurrenten der S-Klasse werden noch in diesem Jahr der neue Bentley Flying Spur und der überarbeitete Audi A8 erwartet. Und bevor die Luxuslimousine aus Stuttgart an den Start geht, bringt Maserati den neuen Quattroporte auf den Markt. Um rund 20 Zentimeter gestreckt, bietet der italienische Prunkwagen auf 5,26 Metern mehr Platz als je zuvor. Trotzdem ist das Auto 100 Kilo leichter geworden und laut Firmenchef Harald Wester nicht nur der sparsamste, sondern auch der bisher sportlichste Quattroporte. Die 390 kW/530 PS starke Limousine, die Ende Januar zur Preisen um 145.000 Euro in den Handel kommt, ist mit maximal 307 km/h schneller als alle anderen Modelle ihrer Klasse.
Weil offenbar auch die Italiener an das Comeback der klassischen Form glauben, planen sie neben dem Quattroporte noch eine zweite Limousine. Sie heißt Ghibli, wird etwas weniger als fünf Meter lang und soll auch mit einem Dieselmotor zu haben sein. Das Modell werde den Einstiegspreis bei Maserati auf 70.000 bis 80.000 Euro senken, kündigt Firmensprecher Thomas Kern an.Dass es auch deutlich billiger geht, zeigt am anderen Ende der Preisskala die tschechische VW-Tochter Skoda. Sie bringt im Frühjahr die dritte Auflage des Octavia in den Handel. Um neun Zentimeter in der Länge und elf Zentimeter im Radstand gestreckt, soll der Octavia innen geräumiger sein als die meisten Mittelklassemodelle. Und mit einem Kofferraumvolumen von 590 Litern konkurriert er sogar mit manchen Kombis. Trotzdem dürfte der Octavia weiterhin deutlich billiger bleiben als der im gleichen Konzern gebaute und kleinere VW Golf.Neue Limousinen finden Familienväter und Firmenfahrer auch in der Mittelklasse - etwa die nächste Generation des Mazda6, für die der japanische Hersteller mindestens 24.990 Euro verlangt. Oder die Neuauflage des Ford Mondeo, die aufgrund einer Produktionsverlagerung in Europa aber wohl frühestens 2014 startet.Autos wie der CLA oder der Octavia zeigen: Die Zeiten, in denen Limousinen spießig und langweilig waren, sind vorbei, sagt Professor Fügener. Bei ausreichender Fahrzeuglänge hätten Autodesigner die Möglichkeit, das Heck im Stil eines Coupés zu gestalten. «Das entspricht den fließenden Formen, die wir aus der Natur kennen und als schön empfinden», sagt der Experte. Der Stufenschnitt der Limousine geht damit zusehends verloren.
Dass die Limousine hoch im Kurs steht, liegt für Fügener unter anderem an der Altersstruktur der Kunden: «Die derzeit große, sehr solvente und als Käufer überdurchschnittlich aktive Gruppe der 55- bis 65-Jährigen wurde in ihrer Jugend durch das Bild der damals alles beherrschenden Karosserieform der Limousine geprägt.» Wenn später die heutige Jugend in ein reiferes Alter kommt, könnte der Trend zum SUV umschlagen. (dpa/swi)