Detroit. Die Gegner sind erkannt, die Marschroute steht. Qualität und Verbrauch sind die gewählten Waffen, mit denen die deutschen Autobauer 2007 auf dem wichtigen US-Markt vor allem den starken Japanern Paroli bieten und entgegen dem rückläufigen Trend wachsen wollen. "Wir werden uns Marktanteile nicht nur von den heimischen Herstellern, sondern auch von den Asiaten holen", sagte Bernd Gottschalk, Präsident des Verbands der Automobilindustrie (VDA), am Sonntag zum Auftakt der Automesse in Detroit. Punkten könnten die deutschen Hersteller vor allem mit qualitativ hochwertigen Fahrzeugen und sparsamen Antriebstechniken wie dem Diesel. Das Thema Energie-Effizienz steht angesichts der stark gestiegenen Benzinpreise in den USA im Mittelpunkt der Messe.
Volkswagen meldete in Detroit einen Absatzrekord. Der Konzern setzte 2006 weltweit 5,73 Millionen Fahrzeuge ab - das waren 9,3 Prozent mehr als im Vorjahr. In allen wesentlichen Absatzregionen habe es Steigerungen gegeben, berichtete der neue Konzernchef Martin Winterkorn. Zu dem Rekord hätten alle Marken beigetragen. Das in den vergangenen Jahren größte Problemkind des Konzerns, die mitten in der Sanierung stehende Kernmarke Volkswagen Pkw, steigerte 2006 den Absatz um 10 Prozent auf einen neuen Rekord von 3,39 Millionen Fahrzeugen. Audi erzielte den 13. Auslieferungsrekord in Folge. Weltweit wurden 905 000 Fahrzeuge ausgeliefert - ein Plus von 9,2 Prozent.
Problematisch für die deutschen Autobauer bleibt aus Sicht Gottschalks auf dem US-Markt allerdings der im Vergleich zum Dollar starke Euro. Dieser verteure die Ausfuhren und setze die Erträge der Unternehmen unter Druck. Ertragsmäßig sei in weiten Teilen des Angebots währungsbedingt "Ächzen und Stöhnen" angesagt.
Der VDA erwartet für den gesamten US-Automarkt in diesem Jahr auf Grund des schwierigeren konjunkturellen Umfelds einen weiteren leichten Absatzrückgang von zwei bis drei Prozent auf 16,2 Millionen Fahrzeuge. Dennoch könnten die Deutschen vor allem im Pkw-Bereich weiter zulegen, prognostizierte Gottschalk. Bei Pkw erwartet Gottschalk ein Plus beim Marktanteil von 9,8 auf mindestens 10 Prozent.
2006 hatten die deutschen Autobauer in Nordamerika insgesamt rund 921 000 Fahrzeuge (plus 6 Prozent) verkauft, was einem leicht gesteigerten Marktanteil von 5,8 Prozent entsprach. Die Deutschen seien im vergangenen Jahr stärker gewachsen als die Asiaten, sagte Gottschalk. Ziel sei es perspektivisch, in den USA die Marke von einer Million verkaufter Fahrzeuge zu knacken. Alleine Toyota verkaufte 2006 in den USA 2,54 Millionen Fahrzeuge.
Der US-Automarkt wird derzeit von der Krise der drei großen amerikanischen Autobauer General Motors (GM), Ford und Chrysler geprägt. Sie haben 2006 auch auf Grund hausgemachter Fehler drastische Absatzrückgänge und Milliardenverluste hinnehmen müssen. Auch die Amerikaner wollen nun verstärkt verbrauchsärmere Fahrzeuge anbieten.
Die deutschen Autobauer setzen in den USA vor allem auf den Diesel. Gottschalk sagte, diese Technologie werde in den kommenden Jahren in den USA angesichts hoher Kraftstoffpreise und strengerer Abgasvorschriften deutlich an Boden gewinnen. Der VDA-Präsident rechnet damit, dass sich der Diesel-Marktanteil in den USA bis 2010 auf 7,5 Prozent mehr als verdoppelt. In Westeuropa hat der Diesel bei Neuzulassungen bereits einen Marktanteil von rund 50 Prozent. Mit der so genannten Bluetec-Technologie wollen Mercedes, Audi und Volkswagen in den USA gemeinsam den Diesel populär machen. BMW will dagegen eigene Wege gehen.
Außer VW hat auch die Mercedes Car Group des DaimlerChrysler-Konzerns 2006 mehr Autos verkauft als je zuvor. Wie das Unternehmen am Freitag mitgeteilt hatte, wurden weltweit insgesamt 1,26 Millionen Autos der Marken Mercedes-Benz, Maybach und smart verkauft. Das waren 3,2 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Kernmarke Mercedes-Benz legte um 6,5 Prozent auf 1,14 Millionen Autos zu. Der Absatz des Kleinwagens smart brach dagegen um 21,6 Prozent auf rund 112 000 Fahrzeuge ein. Der smart soll spätestens Anfang 2008 auf den US-Markt kommen.
Auch BMW will in diesem Jahr in den USA gegen den allgemeinen Trend wachsen. Für den Gesamtmarkt sei 2007 mit einem leichten Abschwung zu rechnen, sagte Vertriebsvorstand Michael Ganal auf der Automesse in Detroit. Das Premium-Segment, in dem sich BMW bewege, werde sich aber besser entwickeln. Ganal kündigte gleichzeitig an, auch die 1er-Reihe binnen der kommenden zwei Jahren auf den US-Markt werfen zu wollen. Mit welchen Modell die Bayern dort an Start gehen, ließ er aber offen.(mit Material von dpa)