Wolfsburg. "Gießen Sie dieses Teil oder bearbeiten Sie es nur?“ Die Frage von VW-Entwicklungsvorstand Ulrich Hackenberg bringt den Vorstand des brasilianischen Gussteile-Lieferanten WHB sichtbar aus der Ruhe: "Wir bearbeiten den Zylinderkopf nur maschinell. Gegossen wird er woanders.“ VW-Chefeinkäufer Franzisco Garcia Sanz steckt seinen Zeigefinger in einen der Einlasskanäle des Gussteils. "Das ist nicht gut.“ Die raue Oberfläche des Kanals gefällt weder Hackenberg noch Garcia Sanz oder Michael Macht, dem Produktionschef des VW-Konzerns. Der Kanal muss innen glatt sein.
Der VIP-Rundgang der VW-Vorstände zur Eröffnung der Zulieferermesse IZB in Wolfsburg weckt bei den Ausstellern stets gemischte Gefühle. Einerseits ist es die Chance, die eigene Leistungsfähigkeit dem größten europäischen Autohersteller zu präsentieren. Andererseits wird bei dieser Gelegenheit an deutlicher Kritik nicht gespart, wenn die Qualität oder die Kosten der ausgestellten Teile nicht den Vorstellungen der Konzernführung entsprechen.Das muss auch der brasilianische Hersteller von Kraftstofftanks aus Kunststoff, IPA erfahren. Brasilien und Argentinien sind Partnerländer der 7. IZB. IPA will den Tank für den VW Up liefern, der bald auch in Brasilien vom Band laufen soll. "Ist das ein Teil oder setzen Sie das aus zwei Teilen zusammen?“, fragt Hackenberg zum Einfüllstutzen des Tanks. "Beim Prototyp sind es zwei Teile, aber in Serie wollen wir das aus einem Teil formen“, entschuldigt sich der IPA-Manager. Hackenberg und Garcia Sanz schauen kritisch. Viele Lieferanten in Südamerika entsprechen noch nicht den VW-Qualitätsanforderungen, weshalb einige Teile für die lokale Up-Produktion für viel Geld aus Europa herangeschafft werden müssen.Doch besser ein teures Teil aus Europa, als ein minderwertiges aus lokaler Fertigung. Über Qualität wird auf dem Stand von BASF nicht diskutiert, wohl aber über Geschwindigkeit. Siegfried Riediger, bei dem Lack- und Kunststoffspezialisten für den Kunden Volkswagen zuständig, will den Besuchern aus der VW-Vorstandsetage neue Lackfarben schmackhaft machen. "Wie lange brauchen Sie, bis wir diese Pigmente in unserer Lackiererei einsetzen können“, fragt Hackenberg. "Bei neuen Pigmenten 30 Monate.“ Die Antwort von BASF führt bei der VW-Delegation zu Heiterkeit. Das ist viel zu lang.Messerundgang IZB: «700 Grad – hält die Felge das aus?»
VIP-Rundgang mit VW-Vorständen auf der Zuliefermesse IZB in Wolfsburg: An Kritik wird nicht gespart. Aber für manche Lieferanten wurde es dennoch zum Glückstag.
Exponate sind oft nicht serienreif
Großes Interesse findet ein anderes BASF-Produkt: Eine neue Elektrolyt-Chemie für die Antriebsbatterie von Elektroautos. Doch auch hier muss BASF die VW-Manager um Geduld bitten: "Ende der Dekade hoffen wir auf eine Lösung für die Serienfertigung.“ Auch die von BASF entwickelte Kunststofffelge, die das schwerere und teurere Aluminium ersetzen könnte, ist für VW interessant. "An der Bremse wird es über 700 Grad heiß. Hält die Felge das aus, ohne dass sie sich verformt oder unruhig läuft? Wie ist der Ausdehnungskoeffizient?“, fragt Hackenberg. "Wir arbeiten daran“, heißt die Antwort bei BASF. Für die Serie taugt auch dieses Teil noch nicht.
Anders hingegen bei Valeo: Der elektrisch betriebene Turbolader, der die als Turbo-Loch gefürchtete Anfahrschwäche von aufgeladenen Motoren eliminieren soll, steht kurz vor der Serienreife und dürfte bald in einem Auto des VW-Konzerns zum Einsatz kommen. Wahrscheinlich bei Audi.Gleiches gilt für einen superleichten Sitz für Nutzfahrzeuge des Lieferanten Aunde Group. Seit 1948 beliefert der Textil-Spezialist Volkswagen. Seine Lieferanten-Nummer ist "13“. Offenbar eine Glückszahl: "Es wäre schön, wenn wir bei dem Sitz die ersten wären, die ihn bekommen“, sagt Garcia Sanz und fragt ausnahmsweise nicht nach dem Preis. Besser kann es für einen Lieferanten auf der IZB eigentlich nicht laufen.
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