Hannover. Paradoxe Situation beim Automobilzulieferer ZF: Weil Asiaten und Amerikaner immer mehr Automatikgetriebe in ihren Autos wollen, wächst der Umsatz rasant. Zugleich werde aber der Gewinn in diesem Jahr zurückgehen, sagte Vorstandschef Stefan Sommer am Dienstag auf der Messe IAA Nutzfahrzeuge in Hannover.
Denn der drittgrößte deutsche Zulieferer muss Vorleistungen für Werksneubauten machen. Derzeit entstehen neue Werke oder Erweiterungen in den USA, in China, in Thailand, in Russland und an drei deutschen Standorten. Allein in den USA stieg der Umsatz bis Ende August um 44 Prozent, in China waren es 32 Prozent.Sommer bekräftigte aber die Umsatzprognose von 17 Milliarden Euro (plus 10 Prozent) für 2012. Vielleicht werde es auch etwas mehr, sagte er. Nach acht Monaten stiegen die Erlöse um 16 Prozent auf 11,66 Milliarden Euro.Sommer sagte, die ZF Friedrichshafen AG müsse in diesem und dem kommenden Jahr mit über drei Milliarden Euro ungewöhnlich viel investieren. Gelegentlich muss der Getriebe- und Fahrwerksspezialist auch Zulieferer finanziell unterstützen, damit sie ZF beim Wachstumkurs folgen können. Gleichzeitig müssen die Lieferanten für den höheren Umsatz mit dem Konzern die Preise senken. So will ZF in den beiden kommenden Jahren rund 500 Millionen Euro einsparen. Sommer sagte, dass das Unternehmen ab 2014 wieder normale Gewinnmargen erzielen werde.Das schnelle Wachstum beim Umsatz, der 2015 bereits bei 20 Milliarden Euro liegen soll, wirkt sich auch beim Personal aus. Allein in diesem Jahr sollen 3500 neue Mitarbeiter eingestellt werden; davon 1200 in Deutschland. Am Jahresende wird rund 75.000 Menschen beschäftigen (plus fünf Prozent). 2015 sollen es 80.000 sein.Sommer macht sich angesichts der heftigen Auf und Abs der Weltwirtschaft in den vergangenen Jahren Sorgen um seine Branche. «Das sind Zyklen, die viele Unternehmen nicht bestehen», sagte er der «Süddeutschen Zeitung» (Dienstag). «Gerade den Kleinen in der Zulieferbranche macht die extreme Volatilität zu schaffen.» (dpa/nib)Mehr Umsatz, aber weniger Gewinn bei ZF
Der Boom bei Premium-Pkw und die Talfahrt bei Lkw bringen den Autozulieferer ZF ins Schwitzen. Stefan Sommer gesteht: "Der Gewinn ist stärker unter Druck, als wir das in der Planung berücksichtigt hatten." Die hohe Nachfrage nach Pkw-Automatik-Getrieben verursache Mehrkosten für Sonderschichten und Frachten, zudem müsse Deutschlands drittgrößter Autozulieferer "den einen oder anderen Lieferanten" finanziell stützen.