Hannover. Die VW-Tochter MAN bangt angesichts der Absatzkrise auf Europas Nutzfahrzeugmärkten um die weitere Entwicklung, sieht sich aber gegen drohende Einbrüche gewappnet. «Die augenblickliche Situation ist gemischt», sagte der neue Chef der MAN-Lastwagensparte, Anders Nielsen, am Dienstag auf der Messe IAA Nutzfahrzeuge in Hannover. Regionen wie der Nahe Osten oder Russland könnten die schwache Nachfrage in den südeuropäischen Ländern zwar nur teils auffangen. «Wir erwarten aber, dass die bevorstehenden Jahre in Europa dynamisch werden», betonte Nielsen. Dabei sollen auch Motoren für die strengere Abgasnorm Euro 6 das Geschäft ankurbeln. Ein Einstieg in den US-Markt sei interessant, derzeit aber nicht geplant.
Bis Ende August hätten die weltweiten Verkäufe zwischen 90.000 und 100.000 Lastwagen und Bussen gelegen, berichtete Vertriebsvorstand Frank Hiller. «Bislang rechnen wir mit Zahlen, die dem Jahr 2011 entsprechen. Es gibt aber Unsicherheiten», erklärte er. So dürfte der Gesamtmarkt in Europa 2012 nach MAN-Schätzungen um fünf bis zehn Prozent schrumpfen. Derzeit sehe es bei dem Unternehmen auch dank guter Geschäfte in den Schwellenländern noch gut aus. «Doch es wird in der Zukunft einige Effekte geben», räumte Hiller ein.Die Euro-Schuldenkrise und Probleme auf dem für MAN traditionell wichtigen Markt Südamerika hatten den Münchnern im zweiten Quartal in finanzieller Hinsicht bereits ins Fleisch geschnitten. Auch wegen einer Abschreibung rutschte MAN in die roten Zahlen und erwartet für das gesamte Jahr einen geringeren Gewinn. Inzwischen drosselte das Management die Produktion, Leiharbeiter mussten schon gehen. In Europa ist MAN hinter Daimler die Nummer zwei auf dem Lkw-Markt.Dagegen ist der Lkw- und Maschinenbauspezialist in den Vereinigten Staaten, wo die Konkurrenten Daimler und Volvo zuletzt zulegten, nicht vertreten. Dort gebe es noch «viel unerschlossenes Potenzial», sagte Nielsen. «Momentan haben wir aber keine konkreten Pläne, wir führen keine Verhandlungen.» Zuletzt hatte es Spekulationen gegeben, die VW-Gruppe könne sich in Nordamerika zum Beispiel mit dem Anbieter Navistar verstärken und damit vor allem Daimler die Stirn bieten.Auf anderen Kontinenten wollen die Bayern ihre Marktanteile derweil ausbauen. Ende 2008 hatte MAN die Schwerlaster- und Bussparte von VW in Brasilien gekauft und als MAN Latin America weitergeführt. «Wir leiden unter den Folgen einer weltweiten Krise», sagte Regionalchef Roberto Cortes. «Aber wir sind zuversichtlich, dass die Wirtschaft an Fahrt gewinnt.» Im Juli habe das Unternehmen einen Auftrag zur Lieferung von 4000 Bussen noch in diesem Jahr erhalten.Das von Ex-Scania-Chef Leif Östling geleitete Nutzfahrzeug-Ressort im VW-Konzernvorstand werde die Zusammenarbeit der Töchter MAN und Scania sowie der leichten Nutzfahrzeuge voranbringen, sagte Nielsen: «Man kann mit Sicherheit sagen, dass wir Vorteile und Synergien aus der Kooperation haben werden.» Alle Einzelmarken blieben aber starke Wettbewerber. (dpa/nib)MAN sieht sich gegen Absatzkrise gerüstet
Trotz der schwierigen Lage auf Europas Nutzfahrzeugmärkten sieht sich die VW-Tochter MAN gut aufgestellt. Zwar ist die augenblickliche Situation laut MAN-Chef Anders Nielsen gemischt, Regionen wie der Nahe Osten oder Russland könnten die schwache Nachfrage in den südeuropäischen Ländern aber teilweise auffangen.