Berlin. Nachdem Audi im vergangenen Jahr beim Absatz Mercedes überholt hat, bläst Vorstandschef Rupert Stadler jetzt zum Angriff auf BMW: "Unser bayerischer Mitbewerber, keine hundert Kilometer südlich von Ingolstadt, liegt aktuell natürlich noch vor uns – doch wir fahren auf Schlagdistanz", sagte Stadler auf dem Automobilwoche Kongress in Berlin. Audi spiele bereits in der Champions-League ganz oben, "und jeder träumt dort oben davon, den Pokal zu holen."
Allerdings sei der Wind in Zeiten der Euro-Krise "rauer geworden", gab der Audi-Chef zu bedenken. Das große Wachstum finde noch in Osteuropa und Asien statt. Audi liegt im größten Wachstumsmarkt China im Wettbewerb der Premiumhersteller auf Platz eins. Stadler führte die Gründe für den Erfolg auf: Das Unternehmen habe früh in China Flagge gezeigt, "und wir waren bereit, unternehmerisches Risiko einzugehen".Trotz der aktuellen Probleme – wie dem hohen Rohstoffbedarf der Schwellenländer, Währungs-Unsicherheit und der zunehmenden Zurückhaltung der Verbraucher in vielen Märkten – zeigte sich Stadler optimistisch: "Gerade jetzt ist ein Besinnen auf die eigenen Stärken wichtig." Er setzt auf eine Produkt-, Technik- und Service-Offensive und hält trotz des Konjunkturrückgangs an seinem Ziel fest, spätestens im Jahr 2020 zwei Millionen Autos zu verkaufen. Er kündigte an, die Produktpalette in den kommenden Jahren "von 40 auf 50 Modelle zu erweitern".Mit neuen Modellen, wie der Studie Crosslane Coupé, die Audi kürzlich in Paris vorstellte, will er die Leichtbaukompetenz der Ingolstädter demonstrieren. Das Gewicht des Multimaterial Space Frame liege auf dem Niveau des von BMW favorisierten Werkstoffs CFK, "doch er überzeugt zugleich bei den Kosten und in der energetischen Gesamtbilanz".Für Stadler ist Leichtbau "die Antwort auf die extremste Herausforderung unserer Industrie. Bis zum Ende des Jahrzehnts gilt es, durchschnittlich 95 Gramm CO2 pro Kilometer zu erreichen." Neben Aluminium beschäftigen sich die Audi-Ingenieure zunehmend mit glas- und kohlefaserverstärkten Verbundstoff. Auch künftig will Stadler jedes neue Auto leichter als den Vorgänger machen, beim A3 waren es bis zu 80 Kilo weniger, bei der fünftürigen Sportback-Version, die 2013 auf den Markt kommt, sollen es 90 Kilo sein.Audi will BMW aus Führungsposition verdrängen
Stadler will zwei Grundbedürfnisse des modernen Kunden vereinen: "Mobil zu sein und gleichzeitig immer vernetzt zu bleiben.“ So lese der kommende A3 Sportback dem Fahrer Nachrichten aus sozialen Netzen wie Facebook und Twitter vor. Im Audi-App-Center würden zahlreiche mobile Anwendungen entwickelt, "die im Auto und auf Smartphones nutzbar seien. "Wir sehen hier einen wesentlichen Teil der Wertschöpfung eines Autoherstellers in Zukunft“, so Stadler. Um Vorsprung durch Technik zu gewährleisten, baut er neben Leichtbau und Vernetzung auch den Bereich der innovativen Antriebe aus. Noch habe der konventionelle Antrieb viel Potenzial und genieße weiter hohe Priorität. Bis batteriebetriebene Autos genügend Reichweite haben, "verbinden Plug-in-Hybride mittelfristig das Beste aus beiden Welten“.
Um die Kunden dauerhaft an die Marke zu binden, will Stadler auch den Service verbessern. Wichtig sei, trotz zunehmender Komplexität und Innovationen die Kompetenz der Händler durch Schulungen in den Trainingscentern zu sichern. Seit 2010 wurden knapp 62.000 Teilnehmer geschult.Stadler kündigte darüber hinaus an, das neue Vertriebsformat für Metropolen namens "Audi City“ nach London und demnächst in Peking bis 2015 in insgesamt 20 Standorten einzuführen, darunter Schanghai, Paris, Rom, Barcelona, Moskau, New York "und hoffentlich dann auch Berlin“. Kunden können dort in digitalen Schauräumen ihr Auto konfigurieren.