Genf. Weniger ist manchmal mehr - das gilt nach dem Krisenjahr 2009 in der Automobilindustrie auch für die deutschen Premiumhersteller. Vom Trend zu sparsamen Klein- und Kompaktwagen dürften in den nächsten Jahren nicht nur die Massenhersteller profitieren. Auch für Daimler, BMW und Audi tun sich Chancen auf, denn klein muss nicht gleich billig heißen. "Premium wird nicht durch Länge, Breite, Höhe definiert sein", sagte Audi-Chef Rupert Stadler jüngst in München. Die Ingolstädter Volkswagen-Tochter will beim traditionellen Frühjahrstreffen der Branche am Genfer See (4. bis 14. März) mit dem Audi A1 einen neuen Anlauf im Kleinwagensegment starten und Konkurrent BMW Marktanteile der Tochter Mini streitig machen.
Ein Ersatz für die großen und prächtigen Karossen dürften die kleine Modelle so schnell zwar nicht werden, doch ihre Bedeutung wird wachsen, sind sich auch Experten sicher. Dabei werden sich die kompakten Flitzer der Zukunft vor allem in punkto Sicherheit mit Nobelkarossen messen lassen müssen. Auch bei der Ausstattung darf es gerne etwas mehr sein. "Die Zeiten, in denen Premium ein festgelegtes Segment und ein Phänomen der Oberklasse war, sind vorbei. Premium spielt heute in allen Segmenten", heißt es in einer Studie der Unternehmensberatung McKinsey.
Größte Herausforderung für die Autobauer: Die Kleinen müssen ordentlich Gewinn abwerfen - bisher sind die meisten pro Stück keine Cashbringer, sondern verdienen vor allem durch ihre Masse Geld. "Man muss fünf Kleinwagen verkaufen, um den gleichen Gewinn zu erzielen wie beim Verkauf einer Oberklassenlimousine", sagt der Autoexperte Willi Diez. Die lohnenden Produkte sind also die großen Schlitten.