Wolfsburg. Dem Yazaki-Manager steht die Nervosiät ins Gesicht geschrieben. Die Asiaten sind Elektronik-Spezialisten, bauen Kombi-Instrumente und Verkabelungen. Und sie wollen mit Volkswagen ins Geschäft kommen. Deshalb freuen sie sich, dass VWs Konzernlenker Martin Winterkorn an ihren Stand auf der Internationalen Zuliefererbörse (IZB) kommt. Doch die Freude währt nicht lange, schon Winterkorns erste Äußerungen lassen das Lächeln vom Gesicht des Managers verschwinden. Der VW-Chef schnappt sich ein Kombiinstrument, fährt mit der Hand über dessen Rundungen und befindet dann: „Ich würde gerne etwas mit Euch machen, aber bei diesem Design, da muss ich schreien. Die Qualität muss besser werden“, rät er den interessierten Lieferanten. Und erst als er hinzugefügt: „Eine Zusammenarbeit würd' mich ja schon interessieren“, lächelt der Yazaki-Mann wieder.
IZB: Messerundgang mit Martin Winterkorn
Winterkorns Qualitätsanspruch ist in der Zulieferbranche gefürchtet. Dabei lässt er sich nicht alleine von seinen Sinnen und Erfahrungen leiten, sondern hat für den Rundgang eine ganze Entourage von Helfern dabei. Entwicklungsvorstand Ulrich Hackenberg ist oft erster Ansprechpartner, aber auch der Komponenten-Vorstand Werner Neubauer gehört zum Tross, der mittlerweile zum nächsten Stand zieht, um dort das „Einsitz-Verhalten“ bei neuen Sitzen und die Verarbeitung einer eingeschäumten Sitz-Heizung zu überprüfen.
In der nächsten Halle bekommt ein alter Bekannter Winterkorns die direkte Sprache des Vorstandschefs zu spüren. Bernd Lieberoth-Leden, ehemaliger Karmann-Manager und seit einer Woche Geschäftsführer bei Aksys weiß als ehemaliger Auftragsfertiger „genau um ihre Qualitätsansprüche, Herr Winterkorn“. Deshalb trifft es ihn sichtlich, als Winterkorn deutliche Kritik übt: „Das sieht ausgefranst aus“, befindet er über eine Hutablage und ein anderes Teil erscheint ihm „wie aus dem Schwermaschinenbau“. Die Platte sei „dicker, leichter aber teurer“, raunt ihm einer seiner Experten zu, bevor der VW-Manager den Produktionsprozess für das Sitzgestell aus Kunststoff anzweifelt. Anstatt gespritzt ist das Teil gepresst. „Ich weiß nicht, ob ihr da auf dem richtigen Weg seid“, sagt Winterkorn den Aksys-Leuten und zieht von dannen. Dort ist die Message angekommen: "Deswegen bin ich ja jetzt hier", sagt Lieberoth-Leden.
Ins Glänzen kommen "Wikos" Augen erst wieder am Stand der süddeutschen Aluminium Manufaktur. Das Unternehmen fertigt schon lange mit Erfolg Dachreling- und andere Aluminium-Teile für Audi und Volkswagen. Nun beschäftigen sie sich mit einem speziellen Problem: Vor allem in Osteuropa bringt die harte Witterung und das Salz auf den winterlichen Straßen das eloxierte Aluminium in zum Teil schaurig anzusehende Zustände. Erste Teile, die dem widerstehen sollen, zeigen die Süddeutschen nun dem VW-Chef auf der IZB. „Das ist ja wieder eine schwäbische Tüftellösung“, sagt der gebürtige Schwabe lächelnd, und meint dies durchaus als Lob, als er sich den Produktionsprozess der neuen, unempfindlichen Teile erklären lässt. Ein klares Zeichen für seine Mannschaft, den Kontakt mit den Aluminium-Zulieferern aufrechtzuerhalten. Er darf auf weitere Aufträge hoffen.