Im Moskauer Luxuskaufhaus GUM kommen die Beschäftigten mit dem Neuauspreisen nicht hinterher. Sie haben überall einfach Zettel hingelegt, dass die ausgewiesenen Preise etwa in der Juwelierabteilung nicht mehr gelten und neu berechnet werden müssen. "Es ist schwer, noch an Bargeld zu kommen. Unsere Geldkarten funktionieren schon an vielen Automaten nicht mehr", sagt Schepp.
Viele Unternehmen halten an ihrem Russland-Geschäft fest, wenn auch unter erschwerten Bedingungen. Volkswagen etwa erwägt derzeit keinen Rückzug. Bayer will dort weiter Saatgut, Pflanzenschutzmittel und Arzneimittel verkaufen. Briefe und Pakete können weiter mit Deutscher Post/DHL nach Russland geschickt werden. Der Agrartechnikhersteller Claas will weiter Mähdrescher und Großtraktoren in Krasnodar bauen. Auch die Großhandelskette Metro bleibt.
Die Unternehmen betonten jeweils die große Bedeutung ihrer Produkte für die Russen. "Wir empfinden auch eine Verantwortung für unsere mehr als 10.000 Mitarbeiter in Russland, die keine persönliche Verantwortung für die Aggression gegen die Ukraine tragen", sagt ein Metro-Sprecher.
Doch den Trend raus aus Russland hat der Krieg beschleunigt. Eine Neuausrichtung läuft. Andere Märkte werden gebraucht. Erst wenige Stunden vor der Invasion hatte Industriepräsident Siegfried Russwurm den Blick Richtung Nordamerika gelenkt. "Eine starke transatlantische Partnerschaft ist wichtiger denn je", erklärte er in seiner Funktion als Vorsitzender der Transatlantic Business Initiative. Es gehe nicht nur darum, die Handelsbeziehungen zu festigen, "sondern um weltweit unsere Vorstellungen für erfolgreiches Wirtschaften zu stärken gegenüber staatlich gelenkten, nicht-marktwirtschaftlichen Strategien". (dpa-AFX/gem)
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