1. Von der Chipkrise in die Sanktionskrise?Noch haben sich die Autobauer nicht von den Lieferengpässen bei Mikrochips erholt. Da die verfügbaren Mengen an Halbleiter-Elektronik in der Pandemie immer knapper wurden, staute sich vielerorts die Produktion - "Halden" halb fertiger Wagen und teils erhebliche Absatzeinbußen waren die Folge.
Die Lebensgefahr für Beschäftigte in der Ukraine und die Verhängung erster Wirtschaftssanktionen gegen Russland hinterlassen ebenfalls Spuren. VW-Werke in Sachsen müssen mehrere Tage pausieren, weil aus der Westukraine zugelieferte Kabelsätze fehlen. Damit nicht genug: Der größte Autokonzern Europas kündigte am Dienstag weitere Ausfälle in den kommenden Wochen für Wolfsburg, Hannover sowie in einigen internen Komponentenfabriken an. In Emden ist die Lage noch unklar. BMWkündigte am Dienstag wegen Lieferengpässen ebenfalls Produktionsstopps an, das Unternehmen bezieht bisher ebenfalls Kabelbäume aus der Ukraine.
In umgekehrter Richtung stellt sich die Frage, ob Fabriken in Russland im Fall weitreichender Handelsbeschränkungen jenseits von Technologie-Exporten noch mit Vorprodukten versorgt werden können. Branchenexperte Stefan Reindl vom Institut für Automobilwirtschaft in Geislingen erwartet, dass Unternehmen mit lokalen Niederlassungen "produktionsseitig in Bedrängnis kommen". Für Deutschland gelte: "Durch die globale Vernetzung der Zulieferebene könnte die Autoproduktion auch hierzulande massiv beeinflusst werden."
Sollten weitere russische Banken aus dem Swift-System fallen, könnte zudem die Bezahlung von Im- und Exporten ins Stocken geraten - oder ganz kollabieren. VW-Chef Herbert Diess richtete eine Arbeitsgruppe ein, um die Folgen des Krieges für das Netz der weltweit über 40.000 Lieferanten seines Konzerns zu analysieren. Aus Wolfsburg heißt es noch betont zurückhaltend, die Lage könne "zu Anpassungen der Produktion an einzelnen Standorten führen".