Dekarbonisierung und Digitalisierung treiben die Geschäfte des Chipherstellers Infineon an. Der Konzern erhöhte nach einem Rekordgeschäftsjahr 2021/22 (per Ende September) die langfristigen Ziele. Für das neue Geschäftsjahr zeigte sich das Management um Konzernchef Jochen Hanebeck optimistischer als von Analysten gedacht. Um die Nachfrage befriedigen zu können, soll der Produktionsstandort Dresden mit einer Milliardeninvestition ausgebaut werden.
Die Aktien sprangen am Montagnachmittag um mehr als sieben Prozent nach oben. Zuvor hatten sie sich mehr oder weniger auf dem Niveau vom Freitag bewegt. Deutlich über der 30-Euro-Marke erreichten die Papiere den höchsten Stand seit dem Frühjahr.
"Dekarbonisierung und Digitalisierung sorgen für strukturell steigenden Halbleiterbedarf. Dank seiner strategischen Ausrichtung wird Infineon über- proportional von dieser Entwicklung profitieren", erläuterte Hanebeck bei der Veröffentlichung der Zahlen. Die Dynamik habe sich weiter beschleunigt, "daher ist jetzt der richtige Zeitpunkt, uns ein noch ambitionierteres Zielgeschäftsmodell zu geben".
Infineon hebt Ziele an - Milliardeninvestition in Dresden
Infineon rechnet langfristig mit mehr Umsatz und Marge als bisher erwartet. Das Unternehmen will im kommenden Geschäftsjahr auch die Erwartungen der Analysten übertreffen. In Dresden wird kräftig investiert.
So erwartet das Unternehmen über den Zyklus künftig ein Umsatzwachstum von mehr als zehn Prozent, wie Infineon überraschend bereits am Vortag der Bilanzpressekonferenz in Neubiberg mitteilte. Bislang hatte der Chiphersteller mehr als neun Prozent in Aussicht gestellt. Insbesondere Elektromobilität, autonomes Fahren, erneuerbare Energien, Rechenzentren und das Internet der Dinge (IoT) sollen zum Wachstum beitragen. Die Profitabilität soll dabei deutlicher steigen als geplant. Hier geht Infineon für den gleichen Zeitraum von einer Segmentergebnismarge von 25 Prozent aus, anstelle von 19 Prozent.
Dazu will Infineon seine kosteneffizientere 300-Millimeter-Produktionskapazitäten ausbauen. Geplanter Standort sei Dresden, eine angemessene öffentliche Förderung sei jedoch Voraussetzung. Die geplante Investitionssumme von fünf Milliarden Euro wäre den Aussagen zufolge die größte Einzelinvestition in der Geschichte von Infineon. Bei voller Auslastung liege das jährliche Umsatzpotenzial der geplanten Fabrik auf dem Niveau der Investition, teilte das Unternehmen weiter mit. Das neue Werk soll bis zu 1000 Arbeitsplätze schaffen und könnte im Herbst 2026 produktionsbereit sein.
Im vergangenen Geschäftsjahr 2021/22 steigerte Infineon den Umsatz von 11,1 auf 14,2 Milliarden Euro. Unter dem Strich verdiente das Unternehmen mit knapp 2,2 Milliarden Euro fast doppelt so viel wie im Vorjahr. Aktionäre sollen eine Dividende von 32 Cent je Aktie erhalten, fünf Cent mehr als im Vorjahr.
Das vierte Quartal schloss Infineon noch einmal besser ab als erwartet. So legten die Erlöse im Vergleich zum Vorjahr um 38 Prozent auf 4,14 Milliarden Euro zu. Gegenüber dem Vorquartal bedeutete dies ein Wachstum von 15 Prozent. Das Segmentergebnis stieg gegenüber dem Vorquartal um mehr als ein Viertel auf knapp 1,1 Milliarden Euro, dies entsprach einer Marge von 25,5 Prozent. Nach Steuern verbesserte sich der Gewinn um 42 Prozent auf 735 Millionen Euro. Gegenüber dem Vorjahr bedeutete dies einen Anstieg von sogar 58 Prozent.
Für das neue Geschäftsjahr erwartet Infineon trotz des unsicheren globalen Umfeldes ein weiteres Wachstum. Der Umsatz soll 2022/23 in der Mitte der Spanne auf 15,5 Milliarden Euro steigen, was einem Plus von neun Prozent entsprechen würde. Dabei dürfte das Geschäft mit den Automobilherstellern überdurchschnittlich wachsen, hieß es. Die Segmentergebnismarge prognostiziert Infineon bei etwa 24 Prozent. Dabei unterstellt der Konzern einen Euro-Dollar-Kurs von 1,00. Das ist deutlich optimistischer als Analysten zuvor gedacht hatten. Für das erste Quartal geht Infineon von Umsätzen von rund vier Milliarden Euro sowie einer Segmentergebnismarge von etwa 25 Prozent aus. Auch das ist besser als von Marktexperten angenommen. (dpa/swi/gem)
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