Continental leidet unter Chipmangel

Continental hat sich nach dem harten Jahr 2020 weiter stabilisiert - der Mangel an Mikrochips zeigt aber auch bei dem Autozulieferer deutliche Spuren. "Nach einem bereits verhaltenen Jahresstart hat der anhaltende Mangel an Halbleitern die Automobilproduktion im zweiten Quartal wie erwartet stark gebremst", sagte Conti-Chef Nikolai Setzer am Donnerstag bei der Vorlage der Halbjahreszahlen. Mit Besserung sei auch im zweiten Halbjahr nicht zu rechnen. "Insgesamt werden der Chipengpass sowie steigende Rohstoffpreise die Automobilindustrie im gesamten Jahr 2021 belasten."

Wegen des unerwartet starken Reifengeschäfts zeigt sich der Zulieferer aber für das Gesamtjahr etwas zuversichtlicher als bisher. Umsatz und Gewinn dürften eher am oberen Ende der bisherigen Prognose liegen. Zu verdanken hat Conti das aber nur dem starken Reifengeschäft, wo der Zulieferer nun mit deutlich mehr Rendite rechnet. In dem vom Chipmangel betroffenen Segment Automotive Technologies wurde die Prognose fürs Gesamtjahr dagegen sogar gesenkt.

Verglichen mit dem schwachen zweiten Quartal 2020, als die Corona-Lockdowns Conti in die roten Zahlen gedrückt hatten, konnte der Zulieferer in den Monaten April bis Juni aber trotz der Chip-Probleme kräftig zulegen. "Nach dem historisch schwachen Vorjahreszeitraum haben wir trotz des anhaltend herausfordernden Marktumfelds im abgelaufenen Quartal ein respektables Ergebnis erzielt", sagte Finanzvorstand Wolfgang Schäfer.

Die Hannoveraner konnten im zweiten Quartal einen Nettogewinn von 545 Millionen Euro erzielen, nachdem im coronageprägten Vorjahreszeitraum noch ein Verlust von 741 Millionen Euro angefallen war. Der Umsatz wuchs um fast 50 Prozent auf 9,9 Milliarden Euro an. Der um Sondereffekte bereinigte Gewinn vor Zinsen und Steuern lag mit knapp 711 Millionen Euro und einer Marge von 7,2 Prozent deutlich über den durchschnittlichen Schätzungen von Analysten.

"Gleichzeitig belegen Großaufträge für Schlüsseltechnologien, wie beispielsweise großflächige Fahrzeugdisplays, die steigende Nachfrage nach unseren zunehmend digitalisierten Technologien", sagte Setzer weiter. Unsicherheit bringt jedoch nach wie vor die weltweite Knappheit bei Elektronik-Bauteilen. Dies fällt in eine Zeit, in der große Teile der Nachfrage eigentlich zurück sind. Die Autohersteller versuchen, die aufgestauten Bestellungen abzuarbeiten, nachdem es in der ersten Jahreshälfte 2020 wegen der Pandemie noch Schließungen von Händlern und Werken gegeben hatte.

Im Bereich Automotive Technologies hat Conti dies bereits im ersten Halbjahr deutlich zu spüren bekommen. Hier seien "die Belastung aufgrund des Chipengpasses deutlich spürbar", sagte Setzer. Im zweiten Quartal schrieb Conti in diesem Segment weiter rote Zahlen. Die bereinigte Ebit-Marge lag bei minus 1,6 Prozent. Vor einem Jahr hatte sie Corona-bedingt noch bei bei minus 19 Prozent gelegen. Allein 110 Millionen Euro fallen bei Conti im ersten Halbjahr an erhöhten Frachtkosten wegen des Halbleitermangels an.

Gut lief dagegen das Reifengeschäft, etwa in der Erstausrüstung von Elektroautos. Zudem habe man "von einem global starken Lkw- und Pkw-Ersatzreifengeschäft profitiert", hieß es. "Trotz des weiter zunehmenden Gegenwinds durch steigende Rohmaterialpreise haben wir in Summe ein starkes erstes Halbjahr hingelegt", sagte der Conti-Chef mit Blick auf den Unternehmensbereich Rubber Technologies. Der Umsatz des Bereichs stieg um 47 Prozent auf 4,3 Milliarden Euro, die bereinigte Ebit-Marge lag im zweiten Quartal mit 14,6 Prozent deutlich über dem konzernweiten Schnitt von 7,2 Prozent.

Besser als der Gesamtkonzern schnitt auch die vor der Abspaltung stehende Antriebssparte ab. Im zweiten Quartal legte der Umsatz um 62 Prozent auf 1,8 Milliarden Euro zu. Die bereinigte Ebit-Marge lag bei 9,5 Prozent. Conti will den Bereich am 1. September unter dem Namen Vitesco per Spin-off aus dem Konzern herauslösen.

Wegen des starken Reifengeschäfts hob Conti auch seinen Ausblick für das Gesamtjahr leicht an und rechnet bei Umsatz und Gewinn nun mit Werten am oberen Ende der bisherigen Prognosespanne. Beim Umsatz werden - ohne die vor der Abspaltung stehende Antriebssparte Vitesco - nun 33,5 bis 34,5 Milliarden Euro angepeilt. Bisher hatte Conti von 32,5 bis 34,5 Milliarden Euro gesprochen. Die bereinigte Ebit-Marge soll nun bei 6,5 bis 7,0 Prozent liegen. Bisher war von 6,0 bis 7,0 Prozent die Rede gewesen.

In der Sparte mit Reifen und Kunststofftechnik hob der Konzern die Teilprognose dabei spürbar an. Hier wird im Gesamtjahr nun eine Ebit-Marge von 12,5 bis 13,0 Prozent erwartet. Bisher waren es 11,5 bis 12,5 Prozent gewesen. In dem vom Chipmangel betroffenen Bereich Automotive Technologies schraubte Conti seine Ziele dagegen nach unten. Hier wird jetzt nur noch mit einer Ebit-Marge von 0,5 bis 1,0 Prozent gerechnet. Bisher hatte Conti hier ein bis zwei Prozent angepeilt.

Im Gesamtjahr rechnet Conti vor allem wegen Problemen bei der Versorgung der Branche mit Elektronikchips nur noch mit einem Anstieg der weltweiten Autoproduktion zwischen acht und zehn Prozent statt wie bisher zwischen neun und zwölf Prozent. Die gesenkten Aussichten für die operative Marge in dem Bereich seien allerdings vorwiegend buchungstechnischen Einmaleffekten geschuldet, hieß es. (mit dpa)

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