"Nicht die schnellste Runde": Blume stimmt Aktionäre auf schwieriges Jahr ein

Porsche-Chef Oliver Blume hat bei der virtuellen Hauptversammlung des Sportwagenbauers die Erwartungen der Aktionäre angesichts der vielen Herausforderungen gedämpft. "Manchmal sitzt man im Cockpit und merkt: Das kann jetzt keine neue schnellste Runde werden", so Blume in seiner vorab veröffentlichten Rede. Grund dafür sei, dass die Rahmenbedingungen nicht passten. In dieser Phase müsse das Fahrzeug neu abgestimmt werden, um bei nächster Gelegenheit wieder voll anzugreifen.

Blume verwies auf die angespannte politische und wirtschaftliche Lage in vielen Teilen der Welt. Zudem seien die Risiken in den Lieferketten nach wie vor groß, vielfach herrsche Verunsicherung auf den Märkten. "Und speziell für China gehen wir davon aus: Es bleibt erstmal ausgesprochen anspruchsvoll", so Blume. In diesem schwierigen Umfeld könne der Impuls sein, sich einfach wegzuducken und etwa bei Forschung und Entwicklung zu sparen. Doch genau dies wolle Porsche nicht tun.

"Wir gehen unseren Weg – immer mit Blick auf unsere Kundinnen und Kunden", betonte Blume. Man stelle sich dem Gegenwind, auch wenn dies mehr Zeit und Geld koste und damit kurzfristig auch zu einer niedrigeren Rendite führe. So rechnet das Unternehmen für das laufende Jahr mit einem stagnierenden Umsatz in Höhe von 40 bis 42 Millionen Euro. Die Rendite soll zwischen 15 und 17 Prozent liegen und damit deutlich niedriger als im Vorjahr, als es im Konzern 18 Prozent und im Automobilgeschäft 18,6 Prozent waren.

Blume erklärte den Dämpfer mit der aktuellen Produktoffensive. So seien Panamera, Macan und Taycan innerhalb kürzester Zeit erneuert werden. Hinzu komme nun noch der 911. Und auch der Cayenne hatte zuvor eine Modellpflege erhalten. "Das heißt: Wir sind ab diesem Jahr mit einem fast komplett neuen Produktportfolio am Markt", so Blume. Damit habe sich das Durchschnittsalter der Modellpalette halbiert und bleibe auch über die nächsten Jahre frisch. Da die Anläufe gestaffelt nach Märkten erfolgten, mache sich dies bei Ansatz und Umsatz bemerkbar. Außerdem kosteten die Anläufe viel Geld für Forschung und Entwicklung sowie Marketing.

Für die Zukunft zeichnete Blume jedoch ein optimistisches Bild. So habe man beispielsweise die Balance der Märkte verbessert, in dem die Region Übersee weiter gestärkt werde. Mit neuen Vertriebsformaten wie den Porsche Pop-up-Stores sollen neue Kunden angesprochen werden. Studien zeigten außerdem, dass die Zahl der Menschen, die sich einen Porsche leisten könnten, weiter zunehme. Das Programm zur Individualisierung der Fahrzeuge werde ausgebaut. Mit dem neuen Partner Applied Intuition wolle man zudem verstärkt eigene Software-Lösungen für Porsche entwickeln.

Weil das vergangene Jahr für Porsche außerordentlich erfolgreich war, sollen die Aktionäre je Vorzugsaktie eine Dividende von 2,31 Euro erhalten. Für jede Stammaktie sollen es 2,30 Euro sein. Dies entspreche mit 2,1 Milliarden Euro knapp 41 Prozent des Konzernergebnisses nach Steuern. Perspektivisch soll der Anteil auf rund 50 Prozent steigen. Das dürfte nur ein Trostpflaster sein, angesichts der Kursentwicklung der vergangenen Wochen. Während der Dax seit Jahresbeginn um über zehn Prozent zulegen konnte, ging es für das Porsche-Papier um mehr als fünf Prozent bergab. Aktuell liegt der Kurs mit knapp 76 Euro unterhalb des Ausgabekurses von 82,50 Euro.

Aktionärsvertreter übten während der Hauptversammlung harsche Kritik am eingeschlagenen Kurs von Porsche. So bemängelte Hendrik Schmidt von der DWS Investment GmbH die vielen Ämterverquickungen im Aufsichtsrat der Eigentümerfamilien Porsche und Piëch einerseits und dem Volkswagen-Konzern als Mutter andererseits. Die Defizite in der Governance des Unternehmens spiegelten sich auch im schlechten Börsenkurs wieder. Außerdem sei der wiederholt angemahnte Generationenwechsel im Aufsichtsrats immer nicht eingeläutet worden. So seien keine neuen Aufsichtsratsmitglieder nominiert worden. Aufsichtsratschef Wolfgang Porsche beispielsweise ist mittlerweile 81 Jahre alt.

Auch die Doppelrolle von Oliver Blume als Chef des Volkswagen-Konzerns und von Porsche rückte ins Zentrum der Wortbeiträge. "Sie leisten sich als einziges Dax-Unternehmen einen Teilzeitvorsitzenden, was nur temporär zu begründen ist", so Schmidt. Es sei nicht möglich, beiden Seiten gerecht zu werden. Weil es keine Interessengleichheit gebe, sei eine Trennung der Ämter geboten. Auch Ingo Speich von Deka Investment schlug in die gleiche Kerbe. "Die Vorstandsdoppelfunktion macht uns fassungslos", sagte er und appellierte an Blume, Porsche nicht zu gefährden.

Aus dem Datencenter:

Absatzzahlen von Porsche nach Modellen 2016 bis 2023