Beim Thema Halbleiter greift VW-Chef Herbert Diess inzwischen zu markigen Worten. "Wir sind hier im Krisenmodus", sagte er am Donnerstag bei der Vorlage der Quartalszahlen. "Unsere Task-Force kämpft um jedes einzelne Auto." Trotzdem fehlten allein im ersten Quartal 100.000 Fahrzeuge, weitere dürften im zweiten Quartal hinzukommen. Und noch sei völlig offen, wie viel sich davon bis Jahresende wieder aufholen lasse.
Damit sich dies nicht wiederholt, plant Diess nun auch Änderungen bei der Belieferung der Chips. "Wir werden unsere Beschaffungsstrategie für Halbleiter verändern, um besser vorbereitet zu sein", kündigte Diess an. Man sei hier inzwischen auch mit Chipherstellern wie Infineon und NXP direkt im Gespräch, sagte Diess. Dabei gehe es auch darum, wie sich die Produktionskapazitäten erhöhen ließen.
Zudem fordere man die eigenen Zulieferer auf, längerfristige Verträge mit den Chipherstellern abzuschließen, um weniger abhängig von kurzfristigen Schwankungen zu sein. Zugleich werde man die eigenen Lagerbestände erhöhen, damit Engpässe nicht sofort auf die Produktion durchschlagen. Das, so Diess, führe zwar zu höheren Kosten als eine reine Just-in-time-Belieferung, sei am Ende aber günstiger als ein Produktionsstopp.
Schnelle Entspannung dürfte das aber nicht bringen. Durch den jüngsten Ausfall mehrerer Produzenten spitze sich die Lage sogar noch zu. Im zweiten Quartal dürften die Auswirkungen sogar noch stärker sein als im ersten. "Wir erwarten ein schwieriges zweites Quartal", sagte der neue VW-Finanzvorstand Arno Antlitz. "Die Unterversorgung mit Halbleitern in der gesamten Industrie wird im zweiten Quartal voraussichtlich etwas deutlichere Auswirkungen haben als bisher."
Zugleich sieht Antzlitz aber die Chance, zumindest einen erheblichen Teil des Produktionsausfalls "in der zweiten Hälfte des Jahres wieder aufzuholen". Bei der Verteilung der knappen Chips habe VW vor allem die Gewinnmarge der einzelnen Baureihen im Blick, sagte Diess. "Wir priorisieren unsere Halbleiter entsprechend der Margen." Bisher nicht betroffen waren dabei die neuen E-Modelle des Konzerns. "Wir hoffen, dass das auch im Gesamtjahr so bleibt." Garantieren könne er das aber nicht.
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