Die anhaltend hohen Zulassungszahlen von Autos hätten damit zu tun, dass die Welt immer noch komplett auf das Automobil ausgerichtet sei, so der Mobilitätsforscher.
"Wir kaufen so ein, wir haben nach wie vor ja kein wirkliches Parkplatzproblem, gerade in Berlin", erklärte Canzler. Das habe etwas mit "jahrzehntelanger Vorarbeit" zu tun - "wir sind auch alle so sozialisiert worden, zumindest die meisten von uns."
Um den Ausstieg aus dem Individualverkehr mit eigenem Auto zu schaffen, seien Anreize nötig. "Die Alternativen müssen gut sein", betonte der Forscher. Doch das sei nicht immer einfach.
In Berlin erlebe er hautnah, dass viele Menschen gern Rad fahren würden, die Radwege aber noch fehlten. "Sie (die Menschen Anm. d. Red) fühlen sich aber zu Recht zu unsicher". Die Infrastruktur aufzubauen, brauche Zeit.
Begrenzter Raum müsse neu verteilt werden. Da brauche es "Mut und Hartnäckigkeit", um diese Konflikte auszustehen. Das gehe nur zu Lasten von Parkflächen und Straßenraum, betonte der Mobilitätsforscher.
Mit Blick auf die kommenden Jahrzehnte sagte Canzler: Man beobachte, dass alle früh motorisierten Städte inzwischen Fahrräder stärker fördern sowie Straßen und Parkplätze zurückbauen.
Die Flächen würden für andere Verkehrsmittel genutzt, aber auch für Freizeitzwecke und Wohnungsbau. "Wir werden insgesamt die Verkehrsflächen reduzieren, zu Lasten des individuellen privaten Autos, weil das schlichtweg zu viel Platz frisst", ist der Mobilitätsforscher sicher. Seine Prognose: Stattdessen würden mehr Fahrräder, mehr Lastenräder, mehr Pedelecs und vielleicht auch mehr Sammeltaxis in den Städten unterwegs sein. (Mit Material vom Rundfunk Berlin-Brandenburg)
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