Audi in Brüssel: Kein neues Modell – Werksleiter wechselt

Zumindest aus dem Volkswagen-Konzern wird es für das Audi-Werk Brüssel in der nächster Zeit keinen Rettungsanker geben. Das teilte Audi am Dienstag im Unternehmensrat zwischen Vertretern des Managements und den Arbeitnehmern in Brüssel erstmals offiziell mit. Audi bestätigte die Informationen gegenüber der Automobilwoche.

Im Juli hatten die Ingolstädter offiziell einen Restrukturierungsplan für das kaum ausgelastete Werk angekündigt und dabei auch innerhalb des VW-Konzerns nach möglichen neuen Modellen anderer Marken für die Produktionslinien in Brüssel gesucht. Spätestens mit dem am Montag verkündeten Sparhammer bei der Kernmarke Volkswagen ist jetzt aber klar: Keine andere VW-Marke wird ein Fahrzeug nach Brüssel vergeben und für Audi einspringen.

Damit kann nun nur noch ein anderer Hersteller, oder externer Investor als Käufer den Standort im Südwesten der belgischen Hauptstadt retten. Wird dieser nicht gefunden, endet die Fahrzeugproduktion im Brüsseler Stadtteil Vorst. Der bisherige Werksleiter Volker Germann wird diese letzte Phase des Standorts als Teil des VW-Produktionsnetzwerks allerdings überraschend nicht mehr verantworten.

Der seit 2019 amtierende Germann wird zum 16. September durch Thomas Bogus abgelöst. Dies gab Audi am Dienstagnachmittag bekannt. Germann soll sich stattdessen auf neue Aufgaben im Konzern vorbereiten. Nachfolger Bogus ist aktuell noch Projektleiter für vollelektrische Audi-Modelle in Europa und China.

"Mit seiner langjährigen Erfahrung im internationalen Audi-Produktionsnetzwerk und seinem tiefen Verständnis für den gesamthaften Produktionsprozess hat Thomas Bogus zahlreiche Baureihen erfolgreich an den Start geführt. Als Werkleiter wird er den Standort Brüssel in dieser herausfordernden Zeit umsichtig führen", sagt Audis Produktionsvorstand Gerd Walker.

Zu den Gründen für den Personalwechsel mitten in der Krise des Werks äußerte sich Audi nicht. Der plötzliche Abgang des Werksleiters ermöglicht den Ingolstädtern allerdings einen unbelasteten Neustart bei Gesprächen mit der Arbeitnehmerseite. Vorgänger Volker Germann, seit 1986 für den VW-Konzern tätig, stand in den vergangenen Wochen bei als Verantwortlicher für den Standort Brüssel bei Arbeitnehmern und Gewerkschaften massiv in der Kritik.

Sein Nachfolger steht jetzt vor der schweren Aufgabe, im Dialog mit Belegschaft, Gewerkschaften und im Falle einer erfolgreichen Regierungsbildung in Belgien auch der Politik, einen Fahrplan für das voraussichtliche Ende des Standorts zu erarbeiten. Bogus, der seit 2002 für Audi tätig ist, erwartet in Brüssel heftiger Gegenwind. Der Job dürfte aktuell zu den undankbarsten im gesamten VW-Konzern gehören.

An diesem Mittwoch will Audi allerdings erstmal die Produktion im Karosseriebau in Brüssel jetzt zunächst wieder hochfahren. Kommende Woche könnten dann auch wieder erste Modelle des Q8 e-tron vom Band laufen. Ob die Beschäftigten des Audi-Werks dem Aufruf zur Rückkehr an die Arbeit vollständig folgen, ist allerdings weiterhin unklar.