Volvo setzt bei seinen neuen E-Modellen komplett auf den Vertrieb übers Internet. Auch Audi baut das Online-Geschäft beherzt aus, BMW will 2025 schon jedes vierte Auto im Netz verkaufen. Doch in einem Punkt waren sich beim jüngsten Automobilwoche-Webcast aus der Reihe Automobilwoche TALKS BUSINESS zum Thema Omnichannel alle vier Teilnehmer einige: Ohne den stationären Handel geht es nicht.
"Der Handel spielt bei uns auch weiter eine zentrale Rolle", betonte Frank Schuran, Director Online Business bei Volvo Car Germany. "Wir befinden uns auf einer gemeinsamen Reise." Daran werde sich auch beim geplanten reinen Online-Vertrieb der neuen Elektro-Modelle nichts ändern. Denn Beratung, Service und Reparaturen würden weiter bei den Händlern stattfinden.
Und Kunden, die den Elektro-Volvo nicht im Netz bestellen wollen oder können, könnten auch weiterhin zum Volvo-Händler gehen, und dort gemeinsam mit dem Berater den Abschluss vornehmen. Denn, so betonte Schuran: "Wir wollen auf keinen Kunden verzichten. Im Gegenteil. Wir haben ambitionierte Wachstumspläne."
"Es wird immer Elemente geben, die gehen gar nicht ohne den Handel", pflichtete Sven Schuwirth, Leiter Digital Experience / Business bei Audi. "Wir reden hier nicht über einen Toaster für einen zweistelligen Euro-Betrag, den man im Internet bestellt, sondern über Fahrzeuge für 50.000, 60.000, 100.000 Euro und teilweise noch deutlich mehr. Das geht nur mit einem gewissen persönlichen Verhältnis."
Als Problem sieht Schuwirth dabei die oft große Komplexität beim Autokauf. "E-Commerce funktioniert sehr gut mit Lagerfahrzeugen. Es funktioniert auch gut, wenn ich in drei vier Klicks ein Auto zusammenstellen kann." Doch die Tradition, Hunderte verschiedene Ausstattungsvarianten anzubieten, mache es fast unmöglich, dies noch rein digital abzuwickeln. Daher müsse der Trend zu weniger Varianten gehen. "Wir müssen Komplexität aus der Hardware herausnehmen."
Luca Block, Geschäftsführer des BMW-Händlers Block am Ring Gruppe aus Braunschweig, wünscht sich beim Thema Omnichannel mehr Mut zu Innovationen. "Wir müssen weg vom Konfigurator, wie wir ihn alle kennen, hin zum Simulator", sagt er. "Man sollte einmal darüber nachdenken, wie das in fünf Jahren aussehen könnte. Also überlegen: Kann man da vielleicht ein Videospiel daraus machen? Oder einen Sportsitz aufbauen im Pop-up-Store, wo man dann probesitzen kann, ohne ins Autohaus fahren zu müssen?" Andere Branchen seien hier deutlich weiter. "Da kommt mir ein bisschen zu wenig."
Von Insellösungen einzelner Händler hält er dabei wenig. "Wir brauchen nicht 50 verschiedene Lösungen, sondern eine gemeinsame Lösung. Am besten markenübergreifend." Alles andere erschwere den Kunden nur den Zugang. Der Handel könne hier einen wichtigen Beitrag leisten. "Wir wissen am besten, was die Kundenwünsche sind und welche Bedürfnisse sie haben. Das müssen wir dem Hersteller zutragen und gemeinsam an einer Lösung arbeiten."
Diesen Part würde gern Mobile.de übernehmen. "Omnichannel ist ein Riesen-Anspruch. Und jeder einzelne wird sich schwertun, alle Aspekte abzudecken", sagte Daniels Breves, Commercial Director bei Mobile.de. Schließlich gehe es um die nahtlose Vernetzung aller Vertriebskanäle. "Wir als Portal denken, dass wir da unterstützen können."
Die zentrale Rolle müsse dabei aber der Handel spielen, sagte auch Breves. "Online funktioniert nicht ohne Offline. Offline schafft Vertrauen, schließt Lücken. Und bedient Menschen in einer Dimension, die online wohl auch in absehbarer Zeit nicht möglich ist."