Lärm und Verkehr in den deutschen Städten sind nach Ende des Corona-Lockdowns wieder gestiegen. Doch das Mobilitätsverhalten der Menschen hat sich durch die Pandemie verändert. Große Gewinner sind Auto und Fahrrad. Verlierer ist der öffentliche Nahverkehr. Viele Menschen meiden nach wie vor Busse und Bahnen aus Angst vor Ansteckung. Doch wie nachhaltig werden diese Verschiebungen sein? Beim Webcast der Automobilwoche zum Thema "Mobilität in den Metropolen – wie sieht der urbane Verkehr nach Corona aus?" herrschte Einigkeit, dass der öffentliche Raum neu und effizienter aufgeteilt werden muss. Und dass trotz aller Rückschläge und ruinösen Wettbewerbs dem Sharing-Gedanken die Zukunft in einer Smart City gehört. "Es ist kein schneller, sondern ein langsamer Wandel", sagt Olivier Reppert, CEO des von Daimler und BMW betriebenen Mobilitätsunternehmens Share Now. Der Sharing-Anbieter hatte gerade in der Lockdown-Phase Umsatzverluste zu beklagen, berichtet nun aber über ein anziehendes Geschäft. Gleichwohl fordert Reppert mehr Unterstützung der Städte beim Aufbau einer Lade-Infrastruktur, um die Flotte schneller zu elektrifizieren. Zudem gebe es eine klare Benachteiligung bei den Parkgebühren.
"Das Eigentum an einem privaten Verkehrsmittel in Großstädten muss die Ausnahme sein, und der kollektive Nutzen der Verkehrsmittel das Maß der Dinge", sagte Andreas Knie, Mobilitätsforscher am Wissenschaftszentrum Berlin. Er forderte nach dem Vorbild des Erneuerbare-Energien-Gesetzes ein Erneuerbare-Mobilitäts-Gesetz, um Alternativen zu fördern. Noch seien die deutschen Städte auf die Privilegierung des Autos ausgerichtet, obwohl die Fahrzeuge 90 Prozent der Zeit "dumm rumstehen". Pascal Blum, Co-Gründer und CEO des Berliner Elektro-Roller-Herstellers unu, sieht in einem starken ÖPNV den Schlüssel, damit andere Sharing-Angebote für "die letzte Meile" Erfolg haben. Gleichwohl werde es zu einer weiteren Marktbereinigung bei den Sharing-Diensten kommen. Blum: "In jeder Kategorie wird es nur noch ein bis zwei Anbieter geben."