Der Verband der Automobilindustrie (VDA) hat die Forderung des EU-Parlaments nach einem Verkaufsverbot von Neuwagen mit Verbrennungsmotor ab 2035 kritisiert. Die Abgeordneten hätten "eine Entscheidung gegen die Bürger, gegen den Markt, gegen Innovation und gegen moderne Technologien getroffen", erklärte VDA-Präsidentin Hildegard Müller am Mittwochabend. "So will diese Entscheidung nicht wahrhaben, dass es in weiten Teilen Europas keine ausreichende Ladeinfrastruktur gibt. Es ist daher für eine derartige Zielsetzung schlichtweg noch zu früh. Die Kosten der Verbraucher werden dadurch erhöht, das Verbrauchervertrauen aufs Spiel gesetzt."
Müller bemängelte, die Politik könne nicht mehr Tempo von der Industrie fordern, ohne selbst die Rahmenbedingungen zu schaffen, die dieses Tempo ermöglichten. Das gelte neben dem notwendigen Ausbau der Ladeinfrastruktur genauso für die mangelnde Digitalisierung und das fehlende Engagement bei den dringend notwendigen Rohstoff- und Energiepartnerschaften.
Nach Ansicht des VDA hätte die EU auch synthetische Kraftstoffe in ihre Klima-Strategie einbeziehen sollen. Diese Kraftstoffe seien wichtig, damit die Autos, die bereits im Markt sind, weniger klimaschädlich betrieben werden könnten, sagte Müller am Donnerstag im ARD-Morgenmagazin.
Reinhard Zirpel, Präsident des Verbandes der Internationalen Kraftfahrzeughersteller (VDIK), sagte: "Durch die Transformation zu alternativen Antrieben wird sich die Alltagsmobilität in Europa grundlegend verändern und für viele Menschen auch teurer werden." Er mahnte die EU müsse die entsprechenden Voraussetzungen wie Kaufanreize und die nötige Ladeinfrastruktur schaffen.
Der europäische Herstellerverband ACEA hält die Festlegung auf ein Verbrenner-Aus für verfrüht. Angesichts der aktuellen Unsicherheiten sei eine transparente Überprüfung auf halbem Wege erforderlich, um Ziele für die Zeit nach 2030 zu definieren, sagte ACEA-Präsident und BMW-Chef Oliver Zipse.
Im Kampf für mehr Klimaschutz will das EU-Parlament den Verkauf von Neuwagen mit Verbrennungsmotor ab 2035 verbieten. Eine Mehrheit der Abgeordneten stimmte am Mittwoch in Straßburg dafür, dass Hersteller ab Mitte des nächsten Jahrzehnts nur noch Autos und Transporter auf den Markt bringen dürfen, die keine klimaschädlichen Treibhausgase ausstoßen. Bevor eine solche Regelung in Kraft treten kann, muss das Parlament noch mit den EU-Staaten darüber verhandeln.