Assistenzpflicht bringt Händler unter Druck

Mit neuen Assistenzsystemen will die Europäische Union ab dem 7. Juli für mehr Sicherheit auf den Straßen sorgen. Doch zunächst sorgen die gesetzlichen Vorgaben für kräftig Ärger bei Hersteller und Händlern. Denn die Fahrzeuge, für die die Hersteller keine Ausnahmegenehmigung erhalten haben, müssen zuvor zugelassen werden.

Ein Wettlauf mit der Zeit. Das zeigt das Beispiel der Preckel-Gruppe: Bereits seit Mai hat die Autohausgruppe die meisten betroffenen Fahrzeuge zugelassen, die verbliebenen schriftlich in der Krefelder Zulassungsstellen angemeldet.

Doch nun will die Zulassungsstelle nicht zusichern, dass 37 Transporter noch vor dem 7. Juli zugelassen werden können. Dabei geht es nicht nur um die Fahrzeuge: An den Transportern hängen Fördergelder von rund 700.000 Euro.

Entsprechend massiv ist die Kritik an der Behörde. „Wir haben die Fahrzeuge rechtzeitig schriftlich angemeldet“, sagt Preckel-Geschäftsführer Jörn Wohlers. Wie in den Behörden mittlerweile gearbeitet werde, sei einfach nur noch erschreckend.

Krefeld ist kein Einzelfall. Florian Cichon, Vorsitzender von Premiumzulasser, schätzt, dass bundesweit mehr als 30 Zulassungsstellen  in der Bearbeitung einen deutlichen Rückstand aufweisen.

„Was jetzt nicht zugelassen ist, hat Probleme, in den nächsten Tagen eine Zulassung zu bekommen“, sagt Cichon. „Viele Zulassungsstellen hinken hinterher. Einige Behörden sind über eine Woche im Rückstand.“

Ab dem 7. Juli schreibt die EU diverse Assistenzsysteme vor, ohne die neue Fahrzeuge nur noch mit Ausnahmegenehmigung auf die Straße gebracht werden dürfen.

Neben Notbrems-, Spurhalte-, Rückfahr- und intelligenten Geschwindigkeitsassistenten gehören dazu auch Adaptives Bremslicht, Reifendruckkontrollsystem sowie Müdigkeitskontrolle und alkoholempfindliche Wegfahrsperre.

Der Unfalldatenspeicher (Black-Box) muss auch in jedem neuen Fahrzeug vorhanden sein. Er zeichnet beispielsweise Informationen zu Geschwindigkeit, Bremsverhalten, Beschleunigung, Lenkwinkel und Airbag-Aktivierung auf.

Die neuen Vorgaben machen die Fahrzeuge natürlich teurer. Entsprechend ist es gerade bei schwacher Nachfrage noch interessant, den Kunden günstigere Fahrzeuge bieten zu können.

„Stellantis und auch Renault liefern immer noch Fahrzeuge, die den neuen Regularien nicht entsprechen“, sagt der Geschäftsführer eines großen Mehrmarkenhändlers. Doch letztlich ziehe sich das über alle Marken hinweg. „Es ist ordentlich Druck auf dem Kessel.“

Die Situation selbst ist für die Branche nichts Neues. Bislang zwangen meist neue Abgasvorschriften die Hersteller, Fahrzeuge aus dem Angebot zu nehmen. Erstmals sind es jetzt Assistenzsysteme.

Wie weit die einzelnen Hersteller für die betroffenen Fahrzeuge Ausnahmegenehmigungen haben und welchen Anteil sie über taktische Zulassungen in den Markt bringen, lässt sich nicht im Einzelnen sagen.

„Ob es ein wirkliches Thema in einem Fabrikat ist oder nicht, können wir nicht abschließend beurteilen“, so ZDK-Präsident Arne Joswig. „Aber es sollte im Eigeninteresse eines jeden Herstellers bzw. Importeurs liegen, diese Fahrzeuge noch in die Zulassung zu bringen oder zumindest eine Ausnahmeregelung zu beantragen.“