Warum Assistenzsysteme viele Autofahrer verärgern

Wenn Assistenzsysteme den Weg zum autonomen Fahren ebnen sollen, dann ist dieser Weg noch lang. Denn viele Autofahrer kommen mit den Helfern nicht zurecht. Schlimmer noch: Sie ärgern sich darüber. "Viele Autofahrer sind mit Fahrerassistenzsystemen unzufrieden, interpretieren sie falsch und schalten sie häufig aus", fasst Uwe Stratmann von der Hochschule Kempten (Institut für Fahrerassistenz und vernetzte Mobilität/IFM) die Ergebnisse einer Studie zusammen. Wenn die Kunden schon so oft mit den Assistenzsystemen unzufrieden sind, was heißt das dann für das autonome Fahren?

Gemeinsam mit Benedikt Holzmann hat Stratmann die Akzeptanz von vier Assistenzsystemen näher untersucht. Dabei beurteilen die Teilnehmer den Spurhalteassistenten deutlich schlechter als den Abstandsregeltempomat. "Häufig bewerten die Kunden aber nicht das System an sich, sondern die Interaktion zwischen System und Fahrer", sagt Holzmann.

Viele sind einfach überfordert. Die Systeme sind komplex, die Einstellung häufig schwierig. Autofahrer beurteilen die Situation oft anders als das System und sind dann von dessen Reaktion überrascht. "Die Kunden empfinden abrupte und starke Reaktionen des Systems als unangenehm und risikoreich", so Holzmann. Das gilt es für die Hersteller zu vermeiden. "Die Systeme müssen vorausschauender denken und sanfter handeln."

Die Folge: Der erhoffte positive Effekt kehrt sich ins Gegenteil um. "Bei vielen sorgt der Spurhalteassistent eher für Frust. 40 Prozent würden das Assistenzsystem nicht weiterempfehlen", sagt Stratmann. Die Konsequenz: "Diejenigen, die Systeme in ihren Fahrzeugen verbaut haben, verwenden Sie nur in der Hälfte der möglichen Fälle." Damit verzichten sie auf die von den Systemen erhoffte zusätzliche Sicherheit und den Komfort.

Mit einer zusätzlichen Probefahrt einige Tage nach der Übergabe ließe sich dies aus Sicht der Forscher leicht verbessern. Dann würde auch bei den Händlern weniger Frust ankommen. "Rund zwei Drittel der Werkstattkunden haben sich darüber beschwert, dass die Systeme nicht richtig funktionieren", sagt Detlef Peter Grün, Vizepräsident des Zentralverbands Deutsches Kfz-Gewerbe.

Das geht aus einer ZDK-Umfrage hervor, an der sich rund 700 Betriebe beteiligt haben. Demnach gibt es große Probleme mit nicht richtig funktionierenden Systemen. Nicht zuletzt deshalb setzen sich der Verband und Grün dafür ein, "die Überprüfung der Systeme als hoheitliche Untersuchung in der Straßenverkehrsordnung zu implementieren".

In den Werkstätten führen die Systeme außerdem zu deutlich höheren Reparaturkosten. Das zeigt eine Analyse des Leasingdienstleisters Leaseplan. Bei gleichbleibender Schadenfrequenz legten die Reparaturkosten um knapp 25 Prozent (Vollkasko) bzw. mehr als acht Prozent (Teilkasko) zu. Im vergangenen Jahr hat das Unternehmen rund 46.000 Kfz-Schäden abgewickelt.

"Wir sehen einen noch deutlicheren Anstieg bei den Reparaturkosten als in den Jahren zuvor", sagt Christopher Schmidt, Commercial Director bei Leaseplan Deutschland. "Die zunehmende Zahl von Assistenzsystemen macht das Autofahren zwar sicherer, aber wenn es zu einem Schadenfall kommt, sind die Reparaturkosten entsprechend hoch." Im vergangenen Jahr seien zusätzlich die allgemeinen Kostensteigerungen in den Werkstätten und die Inflation hinzugekommen.

Besonders deutlich zeigt sich demnach der Anstieg in den vergangenen vier Jahren. Insgesamt haben sich die Reparaturkosten im Durchschnitt um mehr als 40 Prozent erhöht. Lag der durchschnittliche Aufwand je Schaden in der Vollkaskoversicherung im Jahr 2019 noch bei knapp 1200 Euro, betrug er im vergangenen Jahr etwa 1700 Euro (+42 Prozent). In der Teilkasko zeigt sich ein ähnliches Bild mit knapp 700 Euro im Jahr 2019 zu etwa 1000 Euro im Jahr 2022 (+43 Prozent).

Aus dem Datencenter:

Kundenzufriedenheit mit Fahrerassistenzsystemen