Die Verschiebungen bei den deutschen Autohändlern dürften weitergehen. Das hat auch mit den Ansprüchen der Flottenkunden zu tun.
Nord-.Ostsee-Automobile: Der Händler ist von der niederländischen Van-Mossel-Gruppe übernommen worden.
Bisher waren Deutschlands Autohandels-Riesen unter sich. Mit wenigen Ausnahmen wie der Emil Frey Gruppe und Penske waren die Top50 fest in der Hand heimischer Händler.
Das ändert sich gründlich. Seit 2024 ist der Großangriff internationaler Händlergruppen in vollem Gange: Van Mossel (Niederlande) übernahm Nord-Ostsee-Automobile, KBM ging an die Merbag Gruppe (Schweiz) und schon 2023 schnappte sich Hedin (Schweden) die Torpedo Gruppe.
Damit droht sich die Tektonik in der Spitzengruppe zu verschieben. Das kann für die bisherigen Branchengrößen jenseits der Top Ten vor allem im Kampf um das Geschäft mit großen Firmenkunden zu einem Problem werden.
Denn die Mega-Dealer können hier gewaltige Schlagkraft entwickeln. Händler wie Van Mossel könnten praktisch das gesamte verfügbare Markenportfolio anbieten, schildert der Chef eines großen Top-100-Händlers, dessen Marktgebiet direkt an Van Mossel grenzt.
Damit bräuchten Gewerbekunden vom günstigen Volumenwagen für den Außendienst bis zu S-Klasse und 7er für die Chefs nicht mehr mehrere Ansprechpartner, sondern bekämen alles aus einer Hand. Das bereite ihm Sorgen so der Händler.
„Gerade für große Flottenbetreiber ist es attraktiv, mit nur einem großen Händler zu arbeiten, der ein breites Markenspektrum anbieten und alle Mobilitäts-Anforderungen abdecken kann“, bestätigt Marc-Oliver Prinzing, Vorstandschef des Bundesverbands Betriebliche Mobilität (BBM).
Tatsächlich deckt Van Mossel mit Hugo Pfohe und Nord-Ostsee-Automobile bereits ein Spektrum von mehr als zehn Marken ab, von Ford über Hyundai bis zu Mercedes und BMW – weitere Zukäufe und Marken sollen folgen.
Ein weiterer Vorteil der großen Händler für Firmenkunden: Neben einer effizienteren Fuhrpark-Organisation seien bessere Rahmenkonditionen möglich, wenn man von einem Händler 100 Autos statt von fünf Händlern je zwanzig beziehe, sagt Prinzing.
Hinzu kommen oft eine händlereigene Leasing-Sparte und der Service: Gruppen wie Emil Frey sind bundesweit aktiv. Egal wo ein Firmenwagen unterwegs ist, im Notfall ist es nicht weit bis zur nächsten Werkstatt.
Daran arbeitet auch Van Mossel. CEO Erik Berkhof plant ein deutschlandweites Netz aus Karosserie-Werkstätten, in dem Fahrzeuge der eigenen Leasing-Flotte repariert werden können. Die umfasst schon jetzt europaweit 125.000 Fahrzeuge.
Kleinere Händler zeigen sich dagegen relativ entspannt. „Das besorgt mich nicht wirklich“, meint der Geschäftsführer eines mittelgroßen BMW-Händlers.
Anders als die großen Gruppen spiele er im Geschäft mit den wirklich großen Flotten gar nicht mit. Seine Firmenkunden seien meist kleine und mittlere Firmen aus der Region.
Bei diesen Flotten mit 20 bis 50 Fahrzeugen komme es vor allem auf den persönlichen Draht an, findet auch ein Volkswagen-Partner am unteren Ende des Top100-Rankings.
„Wir punkten im Flottengeschäft mit besserem Service und persönlichen Kontakten. Wir holen beispielsweise Fahrzeuge bei den Kunden selbst ab, was manche große Gruppen nicht darstellen können.“
Das bestätigt auch Prinzing: „Kleinere Fuhrparks, die darüber hinaus nur in einem begrenztem Radius unterwegs sind, sind auch bei kleinen Händlern oft sehr gut aufgehoben.“
Auch das Agenturmodell biete einen gewissen Schutz, betont der BMW-Partner. Weil dort kein Preiskampf möglich ist, gebe es für seine Kunden vor Ort weniger Anreize, zu einem anderen Händler zu gehen
