Elektroautos: Deutschland hat reifen Markt mit Kostenproblem

E-Autos kommen bei deutschen Verbrauchern gerade nicht gut an. Doch im internationalen Vergleich ist deutsche Elektroauto-Markt hoch entwickelt und bietet gute Rahmenbedingungen. Zu diesem Ergebnis kommt der aktuelle Mobility Guide des aus ALD Automotive und LeasePlan gebildeten Flottenleasing-Marktführers Ayvens.

Dieser hat in 47 Ländern weltweit untersucht, wie "reif" der E-Mobilitätsmarkt ist. Mit 63 von 100 möglichen Punkten und Platz neun aller untersuchten Länder liegt Deutschland dabei in der Spitzengruppe.

Ganz vorne liegen Norwegen (82 Punkte), die Niederlande (80) sowie Finnland (74). Insgesamt identifiziert Ayvens 13 ausschließlich europäische Länder als "ausgebaute" E-Mobilitätsmärkte. Elf weitere Länder seien im Übergang, etwa Spanien oder Thailand mit 45 beziehungsweise 43 Punkten. Im Rest der Länder sei der Markt noch im Entstehen, darunter auch in den USA, die auf lediglich 34 Punkte kommen.

Bewertet wurde die Reife eines Marktes nach sechs Kriterien:

• Der Anteil des Elektro-Verkaufsvolumens (PHEV & BEV) im Vergleich zum Gesamtvolumen der Branche. (25 Prozent)
• Qualität, Quantität und Komplexität der öffentlichen Ladeinfrastruktur im Verhältnis zur Anzahl der E-Fahrzeuge, die pro 100 km geladen werden müssen. (20 Prozent)
• Staatliche Anreize, Subventionen oder Einschränkungen, die die sich auf die Einführung umweltfreundlicherer Antriebsstränge auswirken. (20 Prozent)
• Die Anzahl der auf dem Markt erhältlichen batterieelektrischen Fahrzeugmodelle und die Anzahl der in den letzten zwölf Monaten verkauften BEV-Modelle (15 Prozent)
• Messung der Gesamtbetriebskosten (TCO) von batteriebetriebenen Elektrofahrzeugen im Vergleich zu ihren Pendants mit Verbrenner. Je billiger der Betrieb eines BEV ist, desto höher die Punktzahl. (15 Prozent)
• Kohlenstoffintensität des Energienetzes. (fünf Prozent)

Deutschland schneidet im internationalen Vergleich vor allem bei der Ladeinfrastruktur mit insgesamt 14 Punkten gut ab. Den höchsten Wert erzielten die Niederlande mit 17. Die Schwankungsbreite hier ist enorm. Polen oder Irland beispielsweise kamen auf lediglich fünf Punkte. Damit halte die Infrastruktur mit dem rasanten Anstieg an Elektrofahrzeugen kaum Schritt, kritisiert Ayvens.

Problematisch in Deutschland indes ist laut Ayvens vor allem der hohe Anteil an fossilem Strom im Energienetz sowie der kaum vorhandene Kostenvorteil von E-Autos gegenüber Verbrennern.

39 Cent pro Kilometer kostet es demnach in Deutschland durchschnittlich, ein E-Auto zu fahren. Verbrenner kommen auf durchschnittlich 40 Cent. Damit fehlt für viele Verbraucher und Firmenkunden der starke wirtschaftliche Anreiz zum Wechsel.

Der geringe Kostenvorteil ist indes keine deutsche Eigenheit. Spürbare Kostenvorteile gibt es nur in wenigen Ländern wie der Schweiz (8 Cent/km), Norwegen (7 Cent/km), Niederlanden (6 Cent/km) und Finnland (5 Cent/km). Insgesamt sind nur in 13 europäischen Ländern Elektrofahrzeuge wettbewerbsfähig, sprich zumindest kostengleich. 2023 waren es noch 15.

In Frankreich, Schweden und Spanien hingegen haben Verbrenner sogar einen Kostenvorteil gegenüber E-Autos. "Der Umstieg auf Elektromobilität muss und wird passieren, aber er braucht Zeit und wird nicht linear verlaufen", erklärt Martin Kössler, Geschäftsführer von ALD Automotive und LeasePlan in Deutschland.