"Serviceanbieter rund um Mobilität": HUK-Coburg übernimmt Werkstattkette Pitstop

Der Versicherer HUK-Coburg will seine Anteile an der Werkstattkette Pitstop ausbauen. Anfang Januar werde das Unternehmen die derzeitige Beteiligung von 25,1 Prozent auf 84,9 Prozent aufstocken, hieß es in einer Mitteilung. Das Kartellamt muss noch zustimmen.

"Durch die Mehrheitsbeteiligung vollziehen wir konsequent den nächsten Schritt in der Ausrichtung der HUK-Coburg als Serviceanbieter rund um Mobilität", sagte Vorstandssprecher Klaus-Jürgen Heitmann. "Mit dem nun breiteren Spektrum an Dienstleistungen rund um das Auto sind wir direkt an der Kundenschnittstelle, die über das Versicherungsgeschäft hinaus geht."

Die HUK-Coburg übernimmt den Anteil von Geschäftsführer Stefan Kulas, der weiterhin im Management aktiv bleibt und die Werkstattkette künftig mit Florian Riedel führt. Die restlichen 15,1 Prozent an Pitstop gehören weiterhin dem Reifenhersteller Brigdestone Europe.

Mit der Übernahme der Mehrheit an der Werkstattkette setzt der Versicherer den vor rund zehn Jahren eingeschlagenen Kurs fort. Schon seit 2016 vermittelt die HUK Dienstleistungen wie Inspektionen, Haupt- und Abgasuntersuchungen sowie Reifenwechsel an ihre Kunden.

Das Servicegeschäft ergänzt der Versicherungsriese um den Fahrzeughandel. Neben dem An- und Verkauf von Gebrauchtwagen steht dabei die Vermittlung von Auto-Abos im Vordergrund. Zudem stieg das Unternehmen 2022 in den CO2-Emissionshandel ein; seit 2023 betreibt die HUK einen Zulassungsservice.

Seine Aktivitäten rund ums Auto hat der Versicherer in der HUK Autowelt gebündelt. Im vergangenen Jahr machte das Unternehmen rund 7000 Fahrzeugtransaktionen, davon etwa 3000 Abos. Geplant waren allerdings insgesamt 10.000 Verkäufe.

Auf der anderen Seite ist die HUK mit ihrem Kerngeschäft in die roten Zahlen gerutscht. Schwierigkeiten hat allerdings die gesamte Branche. Nach Hochrechnungen des Gesamtverbands der Versicherer (GDV) machen die Kfz-Versicherer im laufenden Jahr einen Verlust von rund zwei Milliarden Euro.

Die schlechten Zahlen führt der Dachverband auf die steigenden Reparaturkosten zurück. "Sowohl Ersatzteile als auch die Arbeit in den Kfz-Werkstätten werden immer teurer: Die Ersatzteilpreise sind im Vergleich zum Vorjahr um über sechs Prozent gestiegen. Die Werkstattkosten lagen schon 2023 mit 188 Euro pro Stunde auf einem Rekordwert", sagte jüngst GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen.

Bislang hat die HUK die Pitstop-Werkstätten zum Ausbau ihrer Mobilitätsangebote genutzt, Versicherungsschäden werden über ein Netz von Partnerwerkstätten repariert. Ob dies auch in Zukunft so bleibt, muss sich zeigen.

"Wir rechnen mittelfristig damit, dass wir mit Pitstop Hunderttausende Kunden erreichen", sagte HUK-Chef Heitmann der Automobilwoche nach dem Einstieg 2022. "Wir steigen zunächst ganz normal in das Geschäft ein. Reifen, Öl, schnelle Reparaturen – das brauchen alle Autofahrer. Später will ich Servicepakete nicht ausschließen."

Auch im Fahrzeughandel der HUK Autowelt spielen die Werkstätten eine wichtige Rolle. So nutzt der Versicherungskonzern seine rund 400 Service-Standorte für den Zukauf von Gebrauchtwagen.

Entscheidend für die Mobilitätsstrategie sind Daten: Von seinen mehr als zehn Millionen Auto-Kunden kennt der Versicherer die Historie des Fahrzeugs, die Finanzierung, Laufleistung und Schäden. Das gibt ihm die Möglichkeit, zu prognostizieren, wann das nächste Event kommt. Jedes Jahr kommen 2 bis 2,5 Millionen Fahrzeuge neu in den Bestand. Diese Daten will der Konzern stärker nutzen.

Doch der Einstieg in die Mobilitätswelt ist für Versicherer nicht leicht. Die HUK Autowelt musste ihre ursprünglichen Pläne ändern und hinkt im Ausbau hinterher. Der Schweizer Versicherungskonzern Baloise, der eine ähnliche Strategie verfolgte, hat im Frühjahr seine Pläne gekippt.