Der Entwurf für einen Koalitionsvertrag steht. In der Autobranche stößt er auf viel Skepsis.
Die Pläne von Union und SPD zur Elektromobilität stoßen auf ein geteiltes Echo.
Der Entwurf für den Koalitionsvertrag steht, jetzt geht es bei den Verhandlungen von Union und SPD ans Eingemachte. In vielen Punkten herrscht noch Uneinigkeit, hier ist noch viel zu tun, bis eine Lösung erreicht ist.
Auch aus Sicht der Autobranche: Denn der Entwurf ist auf ein geteiltes Echo gestoßen. Hersteller und Händler äußern sich skeptisch über die nun bekannt gewordenen Pläne. Das gilt sowohl mit Blick auf allgemeine wirtschaftliche Maßnahmen als auch für branchenspezifische Ansätze.
"Für eine endgültige Bewertung ist es natürlich noch zu früh", sagte Arne Joswig, Präsident beim Zentralverband Deutsches Kfz-Gewerbe (ZDK). "Der Entwurf ist bislang stark industrie-lastig, die mittelständische Wirtschaft kommt hier deutlich zu kurz. Nach den bislang geplanten Maßnahmen lässt die Union Handel- und Handwerksbetriebe etwas im Stich."
Vom erhofften Bürokratieabbau für Unternehmen ist aus Sicht des ZDK wenig zu sehen. Damit fällt die erhoffte "massive Entlastung des Mittelstands" quasi aus. "Bei der Steuer- und Wirtschaftspolitik müssen mittelständische Unternehmen die Vorteile wie Goldstaub suchen", ergänzt Joswig.
Auch bei den E-Auto-Plänen von Union und SPD jubelt der Verband nicht nur. Das gilt vor allem mit Blick auf eine mögliche Förderung des E-Auto-Absatzes. "Wir fürchten, dass ein Social-Leasing-Programm ein Strohfeuer entfacht", so Joswig.
"Hier werden Menschen mit viel Geld beim Kauf eines neuen E-Autos unterstützt, die bislang Gebrauchtwagen gekauft haben." Meist könnten diese die Fahrzeuge zu Hause gar nicht laden. Aus Sicht des Verbandes wäre es sinnvoller, den Kauf eines Gebrauchten zu fördern.
Hinzu kommt eine Erhöhung der Bruttopreisgrenze bei der steuerlichen Förderung von E-Fahrzeugen. Durften die Fahrzeuge ursprünglich nicht mehr als 60.000 Euro kosten, wollen die künftigen Regierungspartner die Grenze auf 100.000 Euro verschieben.
"Auf der einen Seite Steuererleichterung für Dienstwagen bis 100.000 Euro und auf der anderen Social-Leasing-Programme: Das ist für die interessant, die viel oder wenig haben", sagt Joswig. "Viele Bürger profitieren davon nicht, das bringt Elektromobilität nicht in die breite Masse."
Auch der Verband der Internationalen Kraftfahrzeughersteller (VDIK) sieht weiteren Bedarf bei den E-Maßnahmen. "Wir hätten uns gewünscht, dass die Arbeitsgruppe das Thema bezahlbare individuelle Mobilität stärker in den Fokus genommen hätte", so VDIK-Präsidentin Imelda Labbé. Die Bezahlbarkeit sei für den Umstieg von Verbrauchern auf E-Mobilität entscheidend.
Grundsätzlich spricht sich der Verband für eine steuerliche Förderung aus, denn dadurch profitieren Kunden zusätzlich durch die Restwertbeständigkeit ihrer Fahrzeuge. Eine Bar-Kaufprämie hält der VDIK für nicht zielführend.
Ein Schritt in die richtige Richtung ist aus Sicht des VDIK die geplante Senkung der Strompreise um fünf Cent pro kWh. Das reiche aber nicht aus. Denn „der Strompreis in Deutschland bleibt damit überproportional hoch“, ergänzt Labbé. Damit allein werde der Hochlauf der Elektromobilität nicht gelingen.
Dagegen kommen die E-Pläne in der Vermieterbranche besser an. Während Vermieter zuletzt einen großen Bogen um Elektroautos gemacht, vor allem mit Blick auf die Kurzzeitmiete, könnte sich dies nun wieder ändern.
"Wenn es eine schwarz-rote Regierung schafft, die Vorsätze im Koalitionsvertragsentwurf umzusetzen, wäre dies ein echter Gamechanger für Elektromobilität in der Vermieterbranche", sagt Jens Erik Hilgerloh, Präsident beim Bundesverband der Autovermieter Deutschlands und CEO der Starcar-Gruppe.
Viele Autovermieter haben mit BEVs im vergangenen Jahr hohe Verluste eingefahren: Zum einen aufgrund der sinkenden Restwerte, zum anderen, weil sie von Kunden wenig gefragt waren und im Vermieteralltag schwierig zu handhaben sind. Dabei spielt beispielsweise das Laden der Batterien eine entscheidende Rolle.
"Während die Ampelkoalition auf Verbotspolitik setzt, rückt die künftige Regierung die Förderung von Elektromobilität in den Vordergrund", so Hilgerloh. "Nach den Plänen der alten Regierung hätten Vermieter ihr Geschäftsmodell kaum noch betreiben können."
Nun hofft Hilgerloh, dass Vermieter beim Wandel zur E-Mobilität eine wichtige Rolle einnehmen können: "Als Mobilitätsdienstleister sind wir ein Schaufenster für Elektromobilität. Wir können die Barriere zwischen Verbrauchern und Elektroautos aufbrechen und Verständnis für die Antriebstechnologie wecken. Das funktioniert aber nur, wenn sich E-Autos für Vermieter auch rechnen."
