Krise im Audi-Werk: Vier Wochen Stillstand in Brüssel

Die Beschäftigten des Audi-Werks Brüssel werden nicht vor Mitte August zurück an die Arbeit kommen. Aktuell ist der Standort bisher auf einige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Instandhaltung sowie Teile der Verwaltung leer. Das bestätigte Audi gegenüber der Automobilwoche.

Auch in dieser Woche wurden im belgischen Audi-Werk keine Fahrzeuge produziert. Grund ist die geringe Nachfrage nach dem Elektro-SUV. Ab der kommenden Woche beginnt in Brüssel eine vierwöchige Betriebsruhe, die sich über die Kalenderwochen 30 bis 33 erstreckt. Früheste Wiederaufnahme der Produktion ist demnach der 19. August.

Parallel suchen Unternehmen, Betriebsrat und belgische Politik nach einer Perspektive für den Standort, nachdem Audi am Abend des 9. Juli seine Intention zur Neustrukturierung öffentlich gemacht hatte und sogar mit einer Schließung des Werks drohte, wenn keine Lösung gefunden wird.

Am Donnerstag tagte turnusmäßig der Unternehmensrat aus der Audi-Werksleitung um Volker Germann und den Betriebsräten des Audi-Standorts in Brüssel. Einen Durchbruch bei den Gesprächen gab es nicht. 

Beide Seiten wollen am 22. August erneut zusammenkommen. Bis dahin werden Möglichkeiten zur Rettung geprüft. Laut Gewerkschafter Franky De Schrijver von der ABVV sei Unterstützung aus der belgischen Politik denkbar, um Grundstücke näher am Werk zur Verfügung zu stellen, an denen sich neue Zulieferer für Brüssel ansiedeln könnten.

Doch die Fronten zwischen Audi und belgischer Politik sind zunehmend verhärtet. Der noch amtierende Arbeitsminister Belgiens, Pierre-Yves Dermagne, sprach sogar davon, die Regierung sei von Audi "reingelegt" worden. Audi wollte die Vorwürfe nicht kommentieren.

In Belgien konstituiert sich derzeit eine neue Regierung. Der bisherige Ministerpräsident Alexander De Croo tritt ab, der Rechtspopulist Bart De Wever soll die neue Regierung anführen. Ein Vertreter De Wevers nahm bereits an Gesprächen zwischen Audi-Betriebsräten und Politik teil.

Die belgischen Gewerkschaften befürchten bereits im Oktober diesen Jahres einen Wegfall von bis zu 1500 der aktuell 3033 Stellen im Audi-Werk Brüssel. Bis Ende 2025 könnte das Werk im Südwesten der belgischen Hauptstadt ganz geschlossen werden, wenn keine Lösung gefunden wird.