Autobauer: Folgt auf Gewinnwarnungen der Rating-Absturz?

In diesem Jahr läuft es für viele deutsche Hersteller und Zulieferer richtig schlecht: stockender Absatz, Gewinnwarnungen und Stellenabbau. Nun droht der nächste Rückschlag: Ratingagenturen drohen mit der Herabstufung der Kreditwürdigkeit. Bekommt der Abwärtssog nun eine neue Intensität?

Das wird sich wohl in den nächsten Tagen entscheiden. Denn die börsennotierten Unternehmen stehen vor der Berichterstattung zum dritten Quartal. Mercedes, Porsche, Volkswagen geben noch im Oktober einen Einblick in ihre Bücher, Audi und BMW folgten Anfang November.

Doch den ersten Schritt hat Moody’s bereits gemacht: Ende vergangener Woche senkte die US-amerikanische Ratingagentur den Daumen über Volkswagen. Die Finanzspezialisten senkten den Ausblick für Europas größten Autobauer und stuften ihn von „stabil“ auf „negativ“ herab.

Schwache Nachfrage, branchenweite Probleme und eigene Fehler plagen Volkswagen. Viele Herausforderungen treffen nicht nur die Wolfsburger, sondern auch Konkurrenten wie BMW und Mercedes und andere. „Wir hatten ungewöhnlich viele Gewinnwarnungen innerhalb einer kurzen Zeit“, sagt Jürgen Pieper, freier Analyst.

"Die Gewinnwarnungen sind allerdings nur eine Seite. Wir stellen auch fest, dass die deutschen Hersteller durchweg über ein solides finanzielles Risikoprofil verfügen, nachdem sie in den letzten Jahren von einer starken Preisgestaltung profitiert haben, und daher in der Regel eine moderate Abschwächung der Erträge, die in der Regel auf zyklische Schwankungen zurückzuführen ist, verkraften können“, sagt Robert Streda, Vice Presient DBRS Morningstar.

Noch ist eine Herabstufung keineswegs gewiss, doch geht es mit der Bonität nach unten, dann wohl allenfalls um ein oder zwei Stufen. Im Ranking (Long-Term) von DBRS Morningstar, das beginnend von AAA 22 Stufen hat, würde dies für Volkswagen bedeuten: Statt A (low) liegt die Einstufung bei BBB (high).   

Für Streda kein Problem: „Im Falle der deutschen OEMs würden wir eine Herabstufung der Bonitätseinstufung um eine Stufe als marginale und leicht zu bewältigende Auswirkung auf die Fremdkapitalkosten betrachten, da sie bereits über hohe Bonitätseinstufungen verfügen und auf den Kapitalmärkten gut etabliert und stark vertreten sind.“

Doch an negativen Auswirkungen führt meist kein Weg vorbei: Bei der Ausgabe neuer Anleihen müssen sie mehr bezahlen. Für die Kreditschulden am Kapitalmarkt ist entscheidend, ob es sich um feste oder flexible Vereinbarungen handelt.

Analyst Pieper schätzt die zusätzlichen Kosten für Volkswagen auf rund 100 Millionen Euro. Die Auswirkungen für den VW-Konzern dürften also überschaubar sein. Vor allem mit Blick auf die rund 18 Milliarden Euro Gewinn, die Pieper für das Gesamtjahr für VW erwartet.

Eine schlechtere Bonität schmerzt aus Piepers Sicht eher an anderer Stelle: „Es ist vor allem für die Reputation und die Psyche schlecht. Ein weiterer kleiner Schritt in der Abwärtsspirale.“ Und die hält für die Hersteller bereits seit Monaten an. Das könne man an der Kursentwicklung gut ablesen, so Pieper. „Es gab in diesem Jahr kaum positive Nachrichten.“