Stella Li verantwortet als Vizepräsidentin von BYD das Europageschäft. Die hochgesteckten Ziele hat das Unternehmen bislang verfehlt. Im Gespräch mit Burkhard Riering und Doug Bolduc erläutert sie die Strategie für Europa, wie das Unternehmen mit den Strafzöllen umgeht und wo weitere Werke geplant sind.
Frau Li, BYD expandiert stark, muss aber gleichzeitig auf die immer härteren Zölle in aller Welt reagieren. Bedeutet dies, dass BYD mehr Fabriken auf verschiedenen Kontinenten bauen muss?
BYD wird weiterhin hart daran arbeiten, globaler zu werden, was bedeutet, dass wir lokalisieren werden. Wir werden in Europa produzieren. Die Zölle sind für uns eine kurzfristige Herausforderung, aber langfristig arbeitet BYD hier an einer Lösung. Wir glauben, dass wir die beste Technologie haben, die wir zu den Kunden in aller Welt bringen können.
Wie reagieren Sie dann in Europa auf die Preisgestaltung? Wer zahlt die Zölle?
Im Endeffekt ist es der Verbraucher. Das ist der Grund, warum die Zölle für den europäischen Verbraucher nicht fair sind – weil er den Zugang zu leistungsstarken Elektroautos einschränkt. Das ist sehr schade.
Können Sie etwas ändern?
Wir haben keinen Einfluss auf die Zölle. BYD als globales Unternehmen hat eine globale Strategie, daher investieren wir in jedem Markt lokal. Wir haben zum Beispiel in Brasilien investiert und werden dort im ersten Quartal des nächsten Jahres den Betrieb (des Werks) aufnehmen. Und vor zwei Jahren haben wir die Entscheidung getroffen, in Ungarn zu investieren, und diese Anlage wird Ende 2025 in Betrieb gehen. Das macht einen großen Unterschied. Wir konzentrieren uns auf eine langfristige Strategie.
Ist der Aufbau des Werks Ungarn auf dem richtigen Weg?
Es gibt keine Verzögerung, alles funktioniert reibungslos.
Was genau planen Sie für Ungarn?
Wir werden vor allem Elektroautos in Ungarn herstellen. Das Modell werden wir später bekannt geben.
Planen Sie bereits ein zweites Werk in der EU?
Darüber haben wir noch nicht entschieden. Wir müssen erst sehen, wie sich der Markt entwickelt.
BYD will in die Türkei gehen, um so den europäischen Markt zu bedienen.
Wir arbeiten noch an den Details, aber wir wollen dort 2026 mit der Produktion beginnen.
Ist ein neues Werk zu bauen, immer die bessere Lösung für BYD? Oder wäre ein bestehendes Werk zu übernehmen für BYD auch möglich? Es könnten ja einige in Werke in Europa zum Verkauf stehen.
Wir sind für alle Lösungen offen. Das Werk in Brasilien zum Beispiel haben wir von einem anderen Autohersteller gekauft und dann aufgerüstet und verbessert.
In Europa gibt es viele Möglichkeiten, Auftragsfertiger einzusetzen. Sprechen Sie mit ihnen?
Ich war noch nicht an solchen Gesprächen beteiligt, aber BYD ist ein offenes Unternehmen, also sind wir offen für solche Gespräche.
Neben Strafzöllen gibt es in etwa in den USA Pläne, generell Beschränkungen für chinesische Technologie, etwa Software und Halbleiter, zu erlassen? Wie stehen Sie dazu
Wenn es um Chipsätze und Software geht, gibt es eine Menge Wettbewerb über amerikanische Lieferanten und Anbieter hinaus. Es gibt nicht nur einen Anbieter. Die Strategie von BYD ist es, sich immer für den wettbewerbsfähigsten Anbieter zu entscheiden.
Kommen wir zum Vertrieb: Für den europäischen Vertrieb, so in Deutschland, haben Sie beschlossen, das Geschäft des Importeurs Hedin zu übernehmen und es selbst mit lokalen Partnern zu organisieren. Ist das ein besserer Weg?
Wenn BYD also eine der Top-Automarken weltweit werden will, dann müssen wir das tun, mehr Kontrolle über den Verkauf und Vertrieb übernehmen.