BYD: EM-Kauflaune noch nicht sichtbar – Händlernetz wird ausgebaut

Mancher sprach beim Eintritt chinesischer Automarken in Europa von einer Revolution. Doch es ist eher eine Evolution. Der Marktanteil der neuen Player wird auch 2024 nicht exorbitant steigen, sondern nur peu à peu.

Im deutschen Headquarter von BYD in Stuttgart-Untertürkheim, eingeschlossen von zahlreichen Mercedes-Gebäuden, weiß man das. Das Engagement sei langfristig angelegt, heißt es dort. Mit dem großen Sponsoring der Fußball-Europameisterschaft sei nun das Fundament gelegt, um bekannter zu werden.

An den Zahlen lässt sich der Effekt noch nicht ablesen. 425 Fahrzeuge hat BYD im Turniermonat Juni neu zulassen können. In den ersten sechs Monaten 2024 verkaufte BYD in Deutschland 1.202 Fahrzeuge.

Das ist zwar das Vierfache des Absatzes im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, aber dennoch zu wenig für die erfolgsverwöhnten Chinesen. Daher verfrachtet BYD weitere Modelle und erstmals auch einen Plug-in-Hybrid nach Deutschland.

Zudem baut Generalimporteur Hedin Electric Mobility das Händlernetz weiter aus. Zum Start der EURO 2024 hatte BYD in Deutschland 28 Verkaufsstandorte. In Untertürkheim heißt es gegenüber der Automobilwoche: "Wir arbeiten an einer Erweiterung."

Die aktuellen deutschen Autohäuser werden von den Händlern Glinicke, Reisacher, Riess, Senger, SPT Avior, Sternauto und Hedin betrieben.

Doch ist BYD weiter stark vom Heimatmarkt abhängig. 90 Prozent des Absatzes von drei Millionen Fahrzeugen im Jahr 2023 wurden in China verkauft. 2025 will der Hersteller aber schon einen Auslandsabsatz von einer Million Einheiten schaffen. Vornehmliche Ziele: Europa und Südamerika. Sowohl in Ungarn als auch in Mexiko will BYD Werke bauen.

Den Markt Europa nehmen die Chinesen derart ernst, dass sie im Frühjahr BYDs Topmanagerin Stella Li entsandten. Der Automobilwoche sagte Li in einem Gespräch im vergangenen April in Shenzhen: "Ich komme, um zu helfen."

Im Gegensatz zu anderen Elektro-Start-ups hat BYD, das vor zwanzig Jahren in den Automobilbau einstieg, die finanzielle Kraft für eine langfristige Planung. Das Unternehmen, das auch Busse baut und als Lieferant für andere Autohersteller arbeitet, ist profitabel und hat eine Marktkapitalisierung von gegenwärtig 30 Milliarden Euro.

Die Aktie stieg in den vergangenen Tagen nach einem Rücksetzer. Laut der Finanzagentur Bloomberg sollen die Verkäufe von Fahrzeugen mit Elektroantrieb und Hybridantrieb im zweiten Quartal an die Millionengrenze heranreichen. Das wäre dann das stärkste Quartal der BYD-Geschichte.

Das Mindestziel von BYD für das Gesamtjahr sei, so sagte es Stella Li, 3,5 Millionen Einheiten. Nach sechs Monaten sind es laut ersten Schätzungen knappe zwei Millionen.