Es ist eine Entscheidung, die die Proteste rund um das Tesla-Werk in Grünheide noch einmal zusätzlich anheizen wird: Am Donnerstag stimmte die Gemeindevertretung des Ortes für den Bebauungsplan zur Erweiterung des Fabrikgeländes südöstlich von Berlin. Tesla kann damit einen Güterbahnhof und Logistikflächen, sowie zusätzliche Infrastruktur errichten.
In einer Bürgerbefragung hatten sich im Februar 62 Prozent der Anwohner gegen die Pläne des Elektroherstellers ausgesprochen. Die Politik ignorierte das Wählervotum jetzt jedoch und bereitete Tesla den Weg für einen Ausbau des Standortes. Doch warum will das US-Unternehmen diese Erweiterung so dringend?
Ein Blick auf die Absatzsituation des Elektroherstellers lässt einen Werksausbau eigentlich überflüssig wirken. Aktuell gibt Tesla in seinem Geschäftsbericht 2023 die Produktionskapazität von Grünheide mit 375.000 Fahrzeugen an. Vor dem Brandanschlag auf einen Umspannmast nahe des Werkes Anfang März hatte der Hersteller Ende Februar noch veröffentlicht, das Ziel von 6000 gebauten Model Y pro Woche übertroffen zu haben. Das wären rund 300.000 Fahrzeuge jährlich.
Tesla verkaufte im vergangenen Jahr laut Analysten etwa 255.000 Model Y und 100.000 Model 3 in Europa. Im Werk in Grünheide läuft aber nur das Model Y vom Band. Während 2023 noch ein stabiles Jahr mit 1,8 Millionen ausgelieferten Fahrzeugen war, verlief das erste Quartal 2024 desaströs für das US-Unternehmen und lag 8,5 Prozent unter dem ersten Quartal 2023. Die Nachfrage nach Elektromodellen stockt aktuell europaweit. Eine Kapazität von 375.000 Model Y aus Grünheide für den europäischen Markt dürfte also demnach absolut ausreichend sein. Ein Ausbau der Produktionskapazitäten wäre nicht nötig.